Petra reloaded

24 October 2007

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Nachdem wir am gestrigen Tag die Hauptroute gelaufen sind, fuehrt uns unser zweiter Tag durch den weniger oft gelaufenen Tunnel, der in den Wadi Muthlim muendet und den wir gegen viertel vor sieben betreten. Der Tunnel wurde noch zu Zeiten der Nabataeer in den Fels gehauen, um bei starkem Regenfall eine Ueberschwemmung von Petra zu verhindern. Zunaechst ist der Marsch durch den Wadi unspektakulaer. Bald jedoch beginnen die steil aufragenden Waende, enger zu werden. Wir laufen eine Stunde durch die kuehle des Morgens, ohne eine Menschenseele zu sehen.

Immer wieder muessen wir ueber Gestein und Geroell hinabkraxeln, um voran zu kommen. Kurz vor Ende des Wadi, die Schlucht ist sehr eng geworden, sitzt ein offenbar autistischer Junge (bzw. junger Mann) und kocht Tee, wie alle anderen Einheimischen auch. Seine Einladung, ihm Gesellschaft zu leisten und Tee zu trinken, lehnen wir dankend ab. Irgendwie ist uns die Situation nicht geheuer. Kurz darauf spuckt uns der Wadi aus. Auf dem Weg zu den koeniglichen Grabstaetten, denen wir uns heute von Norden her naehern, sehen wir mit ihren Eseln zur Arbeit reitende Bedouinen.

Gegen halb neun sind wir wieder an der Schatzkammer, um neun Uhr soll das fantastische Bauwerk am fotogensten sein. Nachdem mehr und mehr Sonne und weitere Touristen auf den Vorplatz stroemen, machen wir uns auf den Weg zum Jebel al-Madbah, dem “Altar”. Waehrend des Aufstiegs zum 1000 m hoch gelegnen Gipfel weichen wir immer wieder den anreitenden Touristen, die sich von Eseln nach oben tragen lassen. Auf der Spitze des Berges sind wannenfoermige Einkerbungen in den Fels gehauen, die vermutlich bei Tieropfern Verwendung fanden. Welche Art von Zeremonien hier einst stattfanden ist strittig (Beerdigungsriten vs. Opferdarbietung an Goetter). Nach der obligatorischen Teepause nehmen wir uns die Rueckseite des Berges fuer den Abstieg vor.

Einheimische Fremdenfuehrer treiben Touristengruppen aus Frankreich und Deutschland vor sich her. Der Abstieg ist bisweilen durchaus anspruchsvoll, so das wir uns ueber die Verantwortungslosigkeit wundern, hier Oma und Opa hinabzuschicken. Zumal die Sonne erbarmungslos brennt. Die letzten Tempel- und Grabanlagen lassen wir am Wegesrand liegen, uns zieht es nicht zuletzt ob der Hitze in den Schatten. Daher waehlen wir eine Abkuerzung ueber einen Bergruecken und folgen nicht dem Weg hinab ins Stadtzentrum von Petra. Links und rechts des Weges sitzen ab und an Bedouinenfrauen und bieten suessen Tee feil.

In der Naehe des roemischen Theaters lassen wir uns nieder und ordern Tee und eine Wasserpfeife. Die Szenerie beobachtend, lassen wir die Zeit verstreichen und unterhalten uns mit einem Araber, der eine Ungarin geheiratet hat & nun dort lebt sowie einem Japaner, der uns in perfektem Deutsch anspricht. Der Gute ist als Sohn eines Diplomaten in Berlin zur Schule gegangen und fragt uns ueber unsere Heimat aus. Er selbst ist mittlerweile nach Tokio zurueckgekehrt und reist zur Zeit mit einer Nichtregierungsorganisation durch die Welt. Eine sehr bereichernde Begegnung, von denen man sich mehr wuenscht.

Wir lassen den Tag erneut nach anstrengendem Marsch gen Stadtmitte von Wadi Musa ausklingen und werden freundlich von dem Kellner empfangen, der uns bereits gestern mit Leckereien versorgte. Zeitig treten wir unseren Matratzenhorchdienst an, da am naechsten Morgen gegen 6 Uhr 30 der Bus gen Wadi Rum vor dem Hotel warten soll.

Tut er dann auch. Fast.

Petra bei Tag

23 October 2007

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Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Erkundung der antiken Staette nahe Wadi Musa, subsummiert unter dem Namen Petra (griechisch: Fels). Die Staette gehoert zum Weltkulturerbe der UNESCO und wurde vor Christi Geburt von den Nabataeern erbaut und spaeter von den Roemern uebernommen. Petra war ein Handelsort auf der Weihrauchstrasse, in dem reger Handel getrieben wurde. Weil sich die Handelsrouten spaeter aenderten, geriet Petra in Vergessenheit. Ein Schweizer Eidgenosse entdeckte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Stadt wieder. Fuer den Tourismus erschlossen wurde sie allerdings erst weitere hundert Jahre spaeter.

Unser Plan sieht vor, die Anlage in gediegenem Tempo zu erlaufen, schliesslich haben wir hierfuer zwei volle Tage Zeit. So traben wir nach dem Fruehstueck (inkl. Identitaetspruefung durch einen arabischen Pinguin) los und sind gegen halb acht am Ticketschalter (26 Dinar pro Person, gut 26 EUR). Beim Marsch durch den noch angenehm kuehlen Siq bestaunen wir die Ingenieursleistungen vergangener Zeiten: die Nabataeer bewaesserten die Stadt durch eine Leitung, die durch die Schlucht fuehrte. Ueberreste hiervon sind noch heute zu erkennen. Nach dem obligatorischen Tourifoto an der Schatzkammer fluechten wir vor dem Andrang, vorerst stetig bergab.

Das roemische Theater passiert, erklimmen wir die als koenigliche Grabstaetten bezeichneten, ebenfalls in den Fels gehauenen Bauwerke. Dort noch im Schatten sitzend, erahnen wir erst die Weite der Anlage. Unser Ziel fuer den heutigen Tag ist das Kloster auf einem Berg oberhalb der eigentlichen Stadt – es ist von hier aus noch nicht zu sehen. Da die Temperatur steigt, brechen wir auf und lehnen unzaehlbare Angebote ab, auf einem Esel sitzend den Berg zu erklimmen. Wir amuesieren uns ueber den Anblick von Westlern auf Eseln, steile Treppen nehmend und dabei angestrengt an den Sattel geklammert.

Gegen high noon erreichen wir die Bergspitze und das Kloster Al-Deir. Von den Opferstaetten in der Naehe des Klosters hat man einen herrlichen Fernblick, der bis nach Israel bzw. in die palaestinensischen Autonomiegebiete reicht. Wir ruhen im Schatten und brechen gegen drei Uhr unseren Rueckweg an. Dieser fuehrt den gesamten Weg zurueck, zunaechst hinab ins ehemalige Stadtzentrum von Petra und von dort aus stetig bergan, durch den Siq, vorbei am Hotel, bis in die Stadtmitte von Wadi Musa, wo wir unser verdientes Abendessen einnehmen.

Fuer etwa zwoelf Dinar essen und trinken wir, bis die Schwarte kracht. Aus vegetarischer Perspektive bietet die Kueche des nahen Ostens zwar Optionen, ein laengerer Aufenthalt jedoch ergibt kulinarische Eintoenigkeit. Unter dem hellen fast-Vollmond laufen wir zurueck gen Schlafgemach.

Bereits um zehn Uhr schlafen wir den Schlaf der Gerechten.

Nach dem Fruehstueck treffen wir den Fahrer, der uns an unser heutiges Ziel bringen wird: Wadi Musa, die Stadt vor den Toren Petras – die antike Felsenstadt und Jordaniens Tourismusflaggschiff.

Zunaechst fuehrt uns der Weg zum Berg Nebo, wo der Bibel nach sowohl Gott Moses das gelobte Land zeigte (fuenftes Buch Mose, 34:1) als auch dieser seine letzte Ruhe fand. Den Fuss des Berges passierend, geht es stetig bergab. Auf dem Weg zum tiefstgelegenen trockenen Punkt der Erde (das tote Meer liegt mehr als 400 m unter dem Meeresspiegel) werden unsere Paesse kontrolliert. Die Grenze zu Israel ist nahe, daher werden fuenf weitere solche Checkpoints auf der Strecke des heutigen Tages folgen. Maschinengewehre an dennoch zumeist freundlich dreinblickenden Soldaten werden zum ungewohnt gewohnten Anblick.

Schon um 9:30 Uhr ist es fuer mitteleuropaeische Verhaeltnisse extrem heiss. Wir verabreden mit dem Fahrer eine zweistuendige Pause. Zeit genug, sich vom leblosen Salzwasser tragen zu lassen und ein paar Sonnenstrahlen zu laden. Auch wenn das Wasser nicht schmeckt und bei Kontakt mit den Augen schmerzt, das Schwimmen darin ist eine tolle, dennoch bizarre Erfahrung. Nachdem heisse, aber frische Luft die im Auto gestaute Luft verblasen hat, steigen wir zu und machen uns auf den Weg gen Sueden. Westlich unserer Route sehen wir durch den Dunstschleier das am anderen Ufer gelegene Israel.

Vier Stunden und eine Pinkelpause spaeter sind wir in Wadi Musa, dem Gateway zu Petra. Nach einem Orientierungslauf, Abendessen und Proviantorganisation im Ort finden wir uns gegen 20:30 Uhr in einer riesigen Menschenmenge am Besucherzentrum wieder. Drei mal woechentlich nach Sonnenuntergang wird der Weg zum faelschlicherweise als “Schatzkammer” bezeichneten und um Christi Geburt erbauten Grabtempel Khazne al-Firaun von 1.600 Kerzen illuminiert. Nach dem prozessionsaehnlichen Marsch durch die durch tektonische Verschiebung entstandene Schlucht Siq, der Petra von der Aussenwelt trennt, wird eine musikalische Performance auf traditionellen Bedouineninstrumenten zum Besten gegeben. Die Blitzlicher und das Gejohle der Mitreisenden sind schnell vergessen. Nach einer erbetenen Schweigepause loest sich die Gruppe auf.

Auf dem Rueckweg bewundern wir Mond und Sterne. Bald ist Vollmond.

Salaam…

21 October 2007

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…und “Welcome to Jordan”: der Drohung aus dem Februar sollten also Taten folgen, auch wenn Jordanien durch die im Juni stattgefundene Wahl von Petra zu einem der (nicht von der UNESCO anerkannten) sieben neuen Weltwunder etwas gemedienrummelt scheint.

So schlagen wir abends gegen neun begleitet vom Klatschen der mitfliegenden Studiosus-Reisegruppe am Queen Alia-Flughafen nahe der Hauptstadt Amman auf (Zeitverschiebung +1h ggü. MEZ). Auf dem Weg nach Madaba erstaunen uns Strassenschilder, die den Weg sowohl zur “Saudi” als auch zur “Iraqi Border” weisen, mehr als das in der Ferne stattfindende Feuerwerk anlaesslich einer Hochzeitsfeier am Zielort. Die Kosten fuer die Fahrt dorthin teilen wir uns mit einem malayisch-deutschen Paerchen, das im Hotel gegenueber absteigt.

Bei der Suche nach Abendessen ziehen wir durch die mit fuer die anstehende Parlamentswahl plakatierte Innenstadt. Dabei passieren wir zuvor erwaehnte Hochzeit, wo durch eine Strasse getrennt open air (Maenner) bzw. im Zelt (Frauen) gefeiert wird. Fuer unser Nachtmahl, bestehend aus Hummus, Fuul, Gemuese und Brot an Wasser nebst tuerkischem Kaffee, bezahlen wir 2 jordanische Dinar (JOD, derzeit gut 2 EUR). Fuer diesen Betrag werden wir beide pappsatt und eine Woche spaeter nicht mal EINEN Espresso am Frankfurter Flughafen bekommen (2,60 EUR bei Segafredo, Terminal 1).

Fuer den naechsten Morgen haben wir eine fruehe Abfahrt nach Wadi Rum nebst stopover am toten Meer organisiert. Ergo: n8.