Das Monsterfrühstück nach der Nacht auf der Farm bestand aus Pancakes mit Ahornsirup, Galiamelone, gebrutzeltem Schinkenspeck, Bacon, gewürzten Wurst-Patties, Hash Browns, endlos Spiegeleier (“Farmeier frisch von gestern”), Toast, drei verschiedenen Marmeladen (teilweise selbstgemacht), Kaffee und Saft. Nachdem die obligatorischen Vegetarierwitze gerissen waren, folgten zwei äußerst unterhaltsame Stunden mit Betty und Richard. Wir tauschten unter anderem Reiseerfahrungen (die beiden waren bspw. in Schweden und Brasilien) und Einblicke in die Sozialversicherungssysteme der jeweiligen Heimatländer aus. Wie immer bei solchen Diskussionen stellen wir fest, daß bei uns vielleicht nicht alles rosig, es andernorts aber oftmals viel schlimmer ist. Am Vorabend hatten wir noch gewettet, ob beide eher Demokraten oder Republikaner sind – ein überzeugtes “Sarah Palin is cool” klärte auch diese Frage auf.
Da wir bereits in New Jersey verabredet und zudem schon spät dran waren, mussten wir es bei der kurzen Begegnung mit Betty und Richard belassen. Eine Nacht auf der Farm war ohnehin viel zu kurz, von daher stimmig. Nicht, dass der nächste Trip unbedingt wieder an die Ostküste führen müsste, aber ein paar Tage auf der Hope and Pryde-Farm stehen chill-out-Suchenden nicht schlecht zu Gesicht. Das Kätzchen wird dann allerdings weniger fluffig sein. Oder vom Bluthund gefressen, den wir nur hinter Gittern sahen. Die Interstate 78 hatte uns wieder und mit mittels Tempomat knapp über der Höchstgeschwindigkeit von 65 Meilen pro Stunde fixiertem Gasfuß zippten wir in eindreiviertel Stunden nach Piscataway in New Jersey. Dort wurden wir auch schon von Ceil und Warren erwartet.
Genauer: von Warren und Hund Jockey, Ceil begrüsste uns nur kurz und verabschiedete sich zum Zahnarzt. Warren ist selbständiger Wirtschaftsprüfer im Ruhestand (76 Jahre) und fröhnt neben seinem Hobby College-Football (sein Team sind die Rutgers Scarlet Knights) der Ahnenforschung. Er selbst ist deutsch-dänischer Abstammung, seine Forschung erstreckt sich jedoch weit über seine eigenen Ahnen hinaus. So kam es dann auch, dass er bereits vor mehr als 15 Jahren begann, sich mit der Geschichte des bereits erwähnten Philipp Kühlthau aus Oberzell auseinanderzusetzen, der auszog um in der Neuen Welt sein Glück zu suchen & dem Vernehmen nach auch fand. Nach einigen Jahren des Briefkontakts in die Heimat von Philipp Kühlthau besuchte er Oberzell im Jahre 2000. Zwei Jahre später webten wie zuvor erwähnt Großonkel Walter und Bruder Michael das Freundschaftsband enger und revanchierten sich mit einem Besuch in New Jersey. Nun war es an uns, diese Freundschaft zu erneuern. Dafür blieben uns ziemlich genau 25,5 Stunden, die intensivst genutzt wurden.
Nach der Ankunft in Milltown und einem schnellen Mittagessen bei Five Guys, welches unsererseits anlässlich des opulent nachwirkenden Farmfrühstücks auf Coke Zero und Erdnüsse (gibt’s dort für lau, das bessere Fast Food) reduziert war, begann die “1 Dollar-Tour” (O-Ton Warren) mit einer kurzen Rundfahrt über einen Teil des Campus der Rutgers University, wo Warren seinen Abschluss gemacht hat und auch seine Tochter studierte. Die Verbundenheit mit seiner Alma Mater war deutlich zu spüren, Warren war auf dem Laufenden über Baumaßnahmen und seine Bar, die wir am Abend sehen sollten, platzte vor lauter Memorabilia mit dem roten “R”. Vom Campus in New Brunswick fuhren wir dann nach Milltown, wo Warrens erstes Haus steht, in der Kuhlthau Avenue 29. Dieses Haus ist derzeit unbewohnt, Warren plant einen Teil zu vermieten und trifft hierzu schon Vorbereitungen. Der andere Teil bleibt sein “Hobbykeller” (“man cave”, zu deutsch “Männerhöhle”), wo er vorrangig der Genealogie nachgeht und Ceil nicht zur Last fällt. Das Haus insgesamt wäre für etwa 450’000 Dollar zu haben, derzeit etwa 360’000 Euro – Fahrzeit nach New York City ca. eine Stunde. Hier ein Bild von der Rückansicht des Anwesens:
Von 29 Kuhlthau ging es in die St. Paul’s Church, natürlich im klimatisierten Van. Von der Kirche existieren Aufnahmen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der die Auswanderer – aus Philipp Kühlthau war mittlerweile vermutlich bereits Philipp Kuhlthau geworden – sich als Angekommene darstellten. In der Kirche finden sich zahllose Namen aus der Heimat, unter anderem wurden Bänke (“in memory of Edward S. Kuhlthau presented by his wife A. Elisabeth Kuhlthau 1949”) und Bleiglasfenster (“in memory of William and Sarah Kuhlthau donated by their children”) gestiftet. Im Gästebuch fanden sich auch noch die Namen der beiden Oberzeller, die 2000 hier einem Gottesdienst beiwohnten. Nachdem uns Merchandising verabreicht wurde fuhren wir gemeinsam zu Schwendeman’s Taxidermy, einem Tierpräparator in dritter Generation und ein Kuriositätenkabinett sondergleichen. Der Inhaber Bruce ist in “seinen” Kreisen so etwas wie ein Promi, kam er nicht zuletzt schon in der New York Times und im New Yorker zu Ehren. Papa David arbeitete in seiner aktiven Zeit als Chef-Taxidermist im American Museum of Natural History in New York und verbringt seinen Ruhestand heute noch mit der Beaufsichtigung seines Juniors, der derzeit an der Restaurierung eines weißen Löwen für ein New Yorker Hotel arbeitet. Hier die Außenansicht des Ladens (wirkt von innen deutlich größer):
Bruce ist auch Mitglied der Milltown Historical Society. Das Museum, der eigentliche Anlass des Besuchs, liegt passenderweise direkt auf der anderen Straßenseite, so dass wir gewissermaßen eine Privatführung bekamen. Es besteht aus zwei alten Wohnhäusern, die mit mehr oder minder interssantem Gut aus den alten Tagen ausgestattet sind. Der Ort beherbergte über viele Jahre eine Gummiwarenfabrik, die eine zeitlang zum Michelin-Konzern gehörte. Aus den Anfangstagen sind ein Michelin-Männchen vorhanden, interessanter jedoch waren die Milchflaschen mit “Ochs”-Prägung und “Kuhlthau”-Deckel sowie das Werbeschild von C. W. Kuhlthau (“Milltown’s busiest store. Quality, Service & Price”). Nach dem Museumsbesuch war es Zeit für Fotoshooting von Straßennamen. Wir begnügten uns mit den Kuhlthau und Ochs Aves. und duplizierten zwischendurch das Foto von Michael und Walter am Ortsschild. Der anschließende Besuch auf dem Friedhof Van Liew Cemetry führte uns dann auch zum Grab von Philipp Kuhlthau. Auf dem Friedhof finden sich reichlich Kuhlthaus und andere Namen aus der Heimat von Philipp (u.a. Baier), teilweise sogar mit Inschriften in Deutsch. Man fühlte sich bisweilen nicht wie in Übersee. Hier ein Bild vom Grab des Philipp Kuhlthau und seiner Frau Catherine, vermutlich geborene Katharina Klein:
Bevor wir zurückfuhren nach Piscataway zeigte uns Warren noch seinen Cadillac in der Garage von Frazer, Evangelista & Co. LLC. Perfektes Hochzeitsauto, aber zu spät und zu weit weg. Wir zählen nochmal nach. Drei Häuser, fünf Autos. Scheint ein paar ganz gute Entscheidungen getroffen zu haben. Den Abschluss des nicht ganz unanstrengenden Tages begannen wir dann mit einem Beck’s an der heimischen Bar, gefolgt von einem Abendessen, zu dem wir immerhin den Wein beisteuern durften. Kaffee, Eis und jede Menge Geschichten rundeten den Tag ab. Wir nahmen noch ein zweites Beck’s, zu viele Eindrücke für elf Uhr abends. Und tatsächlich, in der Nacht hielten die vielen Eindrücke einen von uns mehr als eine Stunde vom Schlaf ab.
Als besonders sehenswert wurde uns von Jared der Ort Shepherdstown (West Virginia) genannt. Da er mehr oder weniger auf dem Weg nach Harrisburg lag, einem Zwischenstopp auf dem Weg zum Tagesziel, entschieden wir uns für einen kurzen Abstecher in das Städtchen, das 2012 sein 250jähriges Jubiläum feiert. Und tatsächlich, fährt man die Hauptstraße South Princess Street hinunter, kann man sich vorstellen, wie der Ort ausgesehen haben mag, als noch Pferdefuhrwerke die Straßen dominierten. Einen ähnlichen Eindruck hatten wir auch in Harpers Ferry, dort war dieser allerdings gewollt, da sich der Ort als lebendes Museum inszeniert. Vorbei an der Universität des 2.000-Seelen-Nests (ja, selbst in so einem Kaff hat’s eine Uni!!!) fuhren wir für eine kurze Verabschiedung hinab an den Potomac, der uns seit unserer Ankunft permanent begleitete. Dort steht das Mecklenburg Warehouse, ein historisches Tabaklager, das nach dem ursprünglichen Namen von Shepherdstown benannt ist. Ein paar Bilder von dem um 1800 erbauten Lagerhaus hier.
Der nächste Zwischenstopp wurde durch einen Ruf der Natur eingeleitet. Auf dem Weg nach Hamburg, Pennsylvania lag – natürlich ganz zufällig – Harrisburg, vermutlich weltweit unbekannt bis zum Zwischenfall im nahegelegenen Kernkraftwerk Three Mile Island, 1979. Als zwei unfreiwillige Katastrophentouristen (und ein Kraftwerk-Fan) mussten wir diesen kurzen Schlenker schlichtweg fahren. Das AKW liegt, wie der Name schon sagt, auf einer Insel und lässt sich so vortrefflich abschirmen. Ein Schlagbaum an der Zufahrt und ein unmissverständliches “No Trespassing / Private Property” bewegte uns nach dem obligatorischen Foto sogleich zur Rückkehr auf den Interstate 78, ostwärts. Wir waren übrigens nicht die einzigen mit diesem move, ein Motorradrocker-Pärchen hielt direkt vor uns. Vermutlich eines der öfter fotografierten Schilder in der Gegend.
Unser Weg führte uns sodann vorbei an Cabela’s, einem großen Outdoor-Ausrüster. Gemeint ist damit vor allem Jagd- und Schießgerät, zur Tarnung noch etwas noch aus der Rubrik Angeln. Wie verankert Schießprügel in der amerikanischen Gesellschaft sind, sollte ein Rundumblick in der Küche von Betty und Richard zeigen (immerhin zwei Gewehre waren sichtbar) sowie die Frage von letzterem, wie es denn in Deutschland mit ebensolchen steht… Die beiden waren unsere Gasteltern auf der “Hope and Pryde”-Farm in der Onyx Cave Road ganz in der Nähe von Hamburg. Ursprünglich aus Piscataway in New Jersey (unserem nächsten Zwischenstopp), waren es den beiden zu viele Yuppies dort und sie kauften kurzerhand diese Farm, auf der man keine Nachbarn sehen kann. Unser Zimmer war ein Anbau an das Haupthaus, vermutlich ein altes Backhaus und wir schliefen den Schlaf der Gerechten. Obwohl schon im – nach deutschen Maßstäben – Rentenalter, verdingen sich die beiden (knapp unter bzw. über 70) noch als Fahrer von Schulbussen. Dementsprechend früh verließen sie im Morgengrauen die Farm, um uns ab 9 Uhr mit dem übertriebensten Frühstück unserer Reise zu verwöhnen.
Dazu im nächsten Post mehr.
Um den Vorwurf zu entkräftigen, wir würden eine Woche hinter der Zeit leben, hier ein Update aus Harlem, 12:08 Eastern Time.
*** Rockefeller Center und Empire State Building
*** Fähre nach Staten Island und Brooklyn Bridge
*** Natural History Museum und Brookly Museum
*** Central Park und Broadway-Show
*** Highline und Times Square
*** Ghostbusters-Haus und Straßenecke von Paul’s Boutique
*** 49 km in 4 Tagen
Heute: Handbremse, sonst Tourismus burn-out.
Entgegen unserem ursprünglichen Plan, in Harpers Ferry auf den Appalachian Trail (AT) zu gelangen und von dort aus zu wandern, folgten wir dem Tipp unserer Gastgeberin Sue und fuhren gen Süden, zurück nach Virginia wo die Blue Ridge Mountain Road vom Harry Byrd Highway abzweigt. Dort befindet sich am Bearden Park ein Zugang zum AT. Und in direkter Nachbarschaft ein alternativer Regierungssitz, Mount Weather. Jared zufolge hat im September 2001 der damalige Vize-Präsident Dick Cheney diesen Ort aufgesucht, als sich Präsident Bush Jr. in Florida aufhielt und ein Flugzeug ins Pentagon gerast war. Unnötig zu sagen, dass auch dieser Ort Schauplatz einer Akte X-Folge war – schließlich fuhren Dana Scully und Fox Mulder permanent im Umland von Washington, D.C. rum. Der AT war kaum besucht, so dass wir weitgehend ungestört wandern konnten. Es liegt in der Natur des Trails, dass es keinen Rundwanderweg gibt. Demnach mussten wir an irgendeiner Stelle kehrt machen und umkehren. Viel mehr als ein erster Eindruck war nicht drin, immerhin hatten wir einen schönen Ausblick ins Shennandoah Valley. Leider hört man an jeder Stelle den nahegelegenen Highway. Ach ja, es war verdammt heiß. Da der Wanderweg im Wald verlief, ließ es sich gerade noch aushalten. Dennoch waren wir froh über die Klimaanlage nach Rückkehr in unseren gemieteten Ford Crown Victoria LX.
Vom Parkplatz aus nahmen wir die knapp 25 Meilen lange Snickersville Turnpike bis Aldie und fuhren von dort aus gen Leesburg. Die Gegend ist sehr beschaulich mit riesigen Grundstücken, endlosen Steinmauern, vermutlich stinkreichen Pferdezüchtern. Die Straßen sind eng und Immobilienpreise außerirdisch (“custom houses from 1.5 million”). Nach einem Abstecher zu einem dramatisch klimatisierten Farmer’s market und einem Supermarkt, bei dem die Eltern zumindest eines Angestellten zu eng verwandt waren, nahmen wir einen Kaffee in Leesburg. Nicht jedoch, ohne die “Schulbus-Erfahrung” zu machen. Fährt ein ebensolcher rum, ist er ein regulärer Verkehrsteilnehmer. Hält er an, hat man ebenfalls zu stoppen, egal wie absurd die tatsächliche Situation sein mag. Sollte man also im langsamer-als-Schritttempo an einer T-Kreuzung versuchen, im 90 Grad-Winkel am Bus vorbeizurollen, wird man im Ansehen der Anwohner sofort auf eine Stufe gestellt mit Elias Abuelazam, einem Serienkiller aus Ramla, (Israel) der in einem Krankenhaus in Leesburg arbeitete, bevor er bei einem Stopp im Straßenverkehr von Arlington festgenommen wurde. Ob ein Schulbus beteiligt war, ist nicht überliefert.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Leesburg fuhren wir dann zurück nach Charles Town, wo wir bei einem in die Länge gezogenen Abendessen (Nudeln mit Zutaten vom Farmer’s Market an Rotwein) mit den Eingeborenen die Vorzüge und Nachteile vom Leben in Deutschland und den USA ausloteten.
Hatte ich erwähnt, dass Parken in Washington die Hölle ist? Dienstag war dann wieder Werktag und die Straßen rund um Bagel, etc. waren dicht. Voll. Zu. Also ab ins Parkverbot und Ju gesandt, ein Frühstück zu erlegen. Nicht ohne dünnen Kaffee, selbstredend. Von der P-Street ging es dann stur gen Norden, zur Washington National Cathedral. Dort sollte dem Vernehmen nach ein Wasserspeier in Gestalt des Dunklen Lord der Sith, Darth Vader angebracht sein. Von unserem Beobachtungsposten aus, einem PARKPLATZ direkt neben der Kirche zweifelten wir frühstückenderweise. Nachdem die Bagels vertilgt bzw. auf T-Shirt und Jeans verteilt waren, enterten wir das Gelände. Und tatsächlich, reichlich Wasserspeier mythischer Gestalt, jedoch keine Star Wars-Figur. Kurz vor der Genickstarre, eigentlich schon auf dem Rückweg zum Parkplatz, ein Geistesblitz – Freund Google fragen! Die Antwort kam prompt, eine Aufnahme die uns beim Suchen half. Und tatsächlich, verdammt weit oben (die Kathedrale, in der Beerdigungensgottesdienste für Ronald Reagan, Harry Truman, Richard Nixon, Dwight Eisenhower, William Taft und weitere US-Präsidenten abgehalten wurden, misst mehr als 90m) thront der erste Krieger des Imperiums über der Hauptstadt von Columbia. Irgendwie bezeichnend. Hier eine Aufnahme, wie sie vom Boden aus nur mit Profi-Equipment zu machen ist.
Beschwingt von der Sichtung zurück zum Auto, quer durch Georgetown (gemeinsam mit Alexandria weiter im Süden das ursprüngliche Washington) und ab durch die Mitte. Doch die dunkle Seite der Macht zog uns nochmal an, auf dem Weg zum nächsten Zwischenziel lag zufällig das Hauptquartier des Auslandsnachrichtendienstes CIA. Abgeschirmt im Wald liegend, führt die Zufahrt über eine Brücke, nach deren Querung man direkt auf einen Schlagbaumwald zufährt. Da wir nicht wirklich einen Termin hatten, entschieden wir uns spontan für den U-Turn direkt davor, um nicht dem grimmigen, vermutlich outgesourcten Sicherheitspersonal unser Anliegen erklären zu müssen. Kaum ernster gemeint war anschließend der Zwischenstopp in Germantown, Maryland. Ausreichend Parkplätze, mieser Kaffee, tiefgekühlte öffentliche Bibliothek. Aber: angeblich Schauplatz mehrerer Akte X-Folgen. Zuhause kann daraus nur folgen: ab ins Archiv.
Ein ernst gemeinteres Zwischenziel war kurz darauf Harpers Ferry, West Virginia. Harpers Ferry liegt ebenso wie Washington, D.C. am Potomac River (und am Shenandoah, der hier in den Potomac mündet). Drei Schritte in eine beliebige Richtung und man wechselt den Bundesstaat (wahlweise West Virginia, Maryland, Virginia). Das 300-Seelennest zählt acht öffentliche Parkplätze und ist eine der wenigen Orte, die AUF dem Appalachian Trail (einem 3.500km langen Fernwanderweg an der Ostküste) liegen. Historische Bedeutsamkeit erlangte der Ort durch seine Lage an der Mason-Dixon-Linie (vereinfacht gesagt, der Grenze zwischen den die Sklaverei befürwortenden Staaten und solchen, die gegen die Sklaverei waren) und permanentem Wechsel zwischen den Einflussgebieten der Nord- und Südstaaten (permanent meint 12 mal, letztlich sollten die SüdNordstaaten siegreich bleiben). Der Mann vom Fremdenverkehrsamt, zu seiner Militärzeit stationiert in Schweinfurt, gab uns den Hinweis, dass die Geschichte von John Brown in Bezug auf Harpers Ferry überbewertet sei. Bleibt daher hier auch nur eine Randnotiz.
Nach dem Abstecher ins geschichtsträchtige Harpers Ferry hieß unser finaler Stopp Charles Town, West Virginia. Über die Internetplattform AirBnB haben wir die Geologin Sue aufgetan, die dort ihr Zelt in einem herrlichen Haus aufgeschlagen hat und derzeit mit ihren Untermietern Morgan und Jared teilt. Der Charme einer solchen Unterkunft ist direkter Kontakt zu Eingeborenen, gemeinsames Kochen und gegenseitiges sich-die-Welt-erklären. Sue und Co. sollten vorerst die letzten Demokraten sein. Doch dazu später mehr.