Vom Mäuschen sind nur noch Fussspuren übrig. Ich werfe die Kamelhaardecke von mir runter und spüre die herrliche Kühle des Morgens. Ein 275°-Blick um unser Lager herum berauscht mich. Nur der Schatten der Sonne, der sich erstaunlich schnell unserem Nachtlager nähert, bewegt sich. So bleibe ich zunächst ein paar Minuten sitzen und geniesse die Stille, unterbrochen nur von sabbernden, rülpsenden und furzenden Dromedaren, die ganz in unserer Nähe geruht haben.
Nach dem obligatorischen “Hummus-mit-Tee”-Frühstück schwingen wir uns gegen acht Uhr in den Sattel und ziehen von dannen. Der Vormittag ist bestimmt von Nicht-Konversation, jeder ist mit seinen Gedanken allein. Mit dem heutigen Tag dürfen wir unsere Wüstenschiffe selbst lenken, was sehr intuitiv funktioniert. Rechts, links, bremsen. Jus Jungspund ist schwieriger zu lenken, meines beugt sich zu jedem zweiten Busch hinab. Erstaunlich, wie diese Viecher auch solche Kräuter genüsslich vertilgen, die Dornen haben, wie ich sie zuletzt auf dem Cover der “Passion of the Christ”-DVD gesehen habe. Mahlzeit.
So verbringen wir den Tag, wie es Mutter Erde vorgibt: reiten, bis es zu heiss ist. Feuer machen und Tee kochen. Schlafen, weil es des Mittags in der Sonne nicht auszuhalten ist. An einer von der Natur geformten Brücke treffen wir jede Menge deutsche und französische Touristen an, die mit dem Jeep durch die Wüste fahren. Ju erklärt unserem Guide, dass man Deutsche auch in einem Stummfilm erkennen kann.
Das Nachtlager erreichen wir heute etwas früher, so dass kein längeres Traben notwendig ist. Dort treffen wir Hong-Kong-Chinesen, Briten und Amerikaner, die Holländer von gestern sind auch wieder da. Alex, der seit August 2006 unterwegs ist, macht die lecker Fresschen zubereitenden Bedouinen an, sie möchten mit dem Fleischlöffel nicht das Gemüse berühren. Seine dürre Freundin könnte ja mit tierischen Fetten in Berührung kommen. Ich, der ich seit über sechs Jahren vegetarisch lebe, belächle die Situation. Auf Reisen muss man sich diesbezüglich ein wenig locker machen, sonst versaut man sich die meist viel zu kurze Zeit unterwegs unnötig.
Nach dem Essen rauchen wir ausgetrocknete Kippen und trinken fies gesüßten Tee, den wir zuhause vermutlich wegkippen würden.
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