Um den Taifun herum nach Nepal

27 September 2008

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Die Entspannung begann bereits an unserem letzten Tag in Hongkong.
 
Ohne Plan haben wir uns erneut durch Central treiben lassen und genossen den Blick auf den herannahenden Taifun vom 43. Stock des Bank of China-Hochhauses aus. Am nachmittag wurde dann wegen des Taifuns Hagupit Warnstufe 8 herausgegeben. Konsequenterweise verliessen viele Angestellte vorzeitig Ihre Arbeit und verstopften sofort die oeffentlichen Verkehrsmittel. Auf dem Heimweg ins Gasthaus gab es dann eine unglaubliche Anzahl an Schirmleichen zu bestaunen …
 
… die auch am fruehen morgen noch die Strassen saeumten. Unser fuer 8 Uhr angesetzter Flug nach Bangkok, von wo aus wir am gleichen Tag noch nach Kathamandu weiterfliegen wollten, wurde annuliert und wir daher auf eine weitere Maschine spaeter am Tag umgebucht. Dies verhinderte selbstverstaendlich das Erreichen des Anschlussflugs, so dass wir eine ungeplante Nacht in Bangkok verbringen mussten. Es gibt schlimmeres.
 
Es gibt uebrigens auch schlimmeres als Thai Airways, fuer die ich hier etwas Schleichwerbung platzieren moechte. Mit Thai ist es moeglich, sich binnen eines 2,5-stuendigen Fluges ordentlich einen hinter die Binde zu giessen. Theoretisch waeren zwei Dosen Bier, drei bis fuenf Glaeser Wein und ein Congac (V.S.O.P.) drin gewesen. Aber lassen wir das.
 
Vom Flughafen in Hongkong aus hatten wir bereits eine Unterkunft in Bangkok per Internet organisiert. Da wir die von Thai gesponsorten Essensgutscheine fuer Sandwiches ausgegeben haben und der Flughafentransfer im Hotelpreis enthalten war, kostete uns die Verspaetung nur 23 Euro und zwei Feierabendbier. Am naechsten Morgen stellte sich heraus, das die Verspaetung etwas Gutes hatte: am Flughafen in Bangkok lernten wir Carol und Don kennen, zwei Backpacker im Alter von 63 und 67, die in ihrem 11. Jahr um die Welt reisen. Wir schlossen sofort Freundschaft und blieben in Kathmandu unzertrennlich – nicht zuletzt, weil sie im gleichen Hotel wie wir absteigen sollten.
 
Kathmandu nunmehr ist zumindest im Bezirk Thamel ein echtes Touristenghetto. Stehen bleiben wird nicht empfohlen, sofort umzingeln einen die Rikschafahrer, Haschisch- und Tigerbalsamverkaeufer. Die Altstadt rund um den Durbar Square kann nur durch ein Gewirr von einspurigen Gassen erreicht werden, in die sich ueblicherweise zwei Spuren Autos (in der Regel Taxis, Privatautos sind eher unueblich), Rikschafahrer und reichlich Fussgaenger zwaengen (Buergersteige gibt es ebenfalls kaum). Nichtdestotrotz ist die Stadt gut zum entspannen, da alles vorhanden ist und auch noch endlos billig – man darf nur nicht auf die Strasse gehen.
 
Zum Ende der Woche treten wir dann unsere Trekkingtour im Annapurnagebiet an. Fuer drei Wochen wird an dieser Stelle nichts neues zu lesen sein.

Gegenentwurf

22 September 2008

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Nachdem wir in der Mongolei “Outdoor ohne Ende” hatten, sollte das Stadtgehopse in Ostasien zum krassen Gegenentwurf werden. Nach dem Muster “kurzer Flug – drei Tage Aufenthalt – kurzer Flug…” erkundeten wir Seoul, Taipeh und derzeit Hongkong. Die Staedte garantieren Sehenswuerdigkeiten (Museen, Theater, Palaeste, Aussichts- und Einkaufsmoeglichkeiten) und Menschen (zusammen ueber 20 Mio.) ohne Ende.

In Seoul kamen wir gegen 4:30 Uhr frueh an – was erklaert, warum Ju ihre Jacke im Flieger hat liegen lassen, die ihr kurz nach bemerken postwendend von der Fundstelle ausgehaendigt wurde. Auf die Stadt waren wir ungewohnt schlecht vorbereitet, doch Dank der eMail eines Ex-Kollegen mit Tipps zur Stadt (Cheers, Bodo) waren wir rechtzeitig schlauer. Untergekommen waren wir uebrigens in einem Motel in Insadong, welches seinen Gaesten eine bemerkenswert eindeutige Filmsammlung auf dem Flur offeriert – und Gratis-Kondome auf den Zimmern gleich passend dazu. Wir haben uns entschieden, tageweise zu bezahlen (und unsere reichlich vorhandene Schmutzwaesche fuer 20.000 Won / 12 Euro erledigen lassen). Hoehepunkt: Chongdong Theater.

In Taipeh war (fast) alles ein Nummer kleiner als in Seoul (Flughafen, U-Bahn-Netz, unser Zimmer). Ebenfalls kleiner war der Preis fuer eine “Ersatzkamera”, die Ju inklusive Objektiv nach ausgiebiger Suche in reichlich Shoppingzentren (auch in Seoul) hier ausmachen konnte. Von unserem Gasthaus in der Naehe des Hauptbahnhofs machten wir uns alltaeglich zur Stadterkundung auf. Allabendlich staerkten wir uns in einem der exzellenten chinesich-vegetarischen Restaurants in Zhongzheng, Shilin und Daan (um 300 Taiwan Dollar / 6,60 Euro fuer zwei Personen), die ich bereits in Hongkong zu vermissen beginne. Erwaehnenswert sind auch die sogenannten MTVs, eine Mischung aus Videothek, Kino und privatem Wohnzimmer (man sucht sich einen Film auf DVD aus und schaut diesen auf einer Riesenleinwand – das Publikum bringt man selbst mit). Hoehepunkt: Taipei 101.

Hongkong nunmehr toppt alles. Das Zimmer im Gasthaus in Causeway Bay ist ein 6 qm grosser Kuehlschrank (ohne Fenster) mit angeschlossenem Bad (mit Fenster) – die Stadt ist derart voller Menschen, dass die Ausmasse des Zimmers erklaert und hiermit entschuldigt sind. Hongkong bietet mit seinen Stadtteilen Kowloon, den neuen Territorien und der Insel selbst mehr, als man in drei Tagen unterbringen koennte. Also haben wir gestern einfach alles auf einmal gemacht und waren mit der Stadtseilbahn auf dem Victoria Peak, auf einer Tiefseeausstellung im Hongkong Science Museum, Abendessen in Kowloon und haben fuer den Heimweg sowohl die Faehre (beruehmt: Star Ferry) als auch die Doppeldecker-Tram (selten: gibts nur hier, in Aegypten und England) benutzt. Den fuer heute geplanten Kurztripp nach Macau haben wir aus Preisgruenden abgeblasen (hin und her mit der Faehre: 552 Hongkong Dollar / 49,89 Euro fuer zwei Personen) – stattdessen haben wir uns treiben lassen… Und gehen jetzt gleich in die Happy hour. Hoehepunkt (vorweg, da unschlagbar): Der naechtliche Blick von Kowloon auf die Insel.

Morgen ist unser letzter Tag in Hongkong, danach geht es via Bangkok nach Kathmandu. Hoffentlich Zeit fuer ein bisschen Entspannung…

Dieser Post ist nicht in Deutsch erhätlich

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Outdoor ohne Ende

13 September 2008

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Gesagt, getan.

Am Tag nach dem Umzug haben wir uns in unserer Gruppe zusammengefunden und sind die Tour angetreten. Neben dem Veranstalter Jon, einem Neuseelaender, waren zwei Kanadierinnen, zwei Amerikanerinnen und zwei Englaenderinnen mit von der Partie. Es sollte heiter werden.

Die ersten drei Tage unseres zweiwoechigen Trips benoetigten wir, um in Stahlroessern ueber Kharkhorin und Tsetserleg nach Tosontsengel zu gelangen. Die geteerte Strasse verliess uns bereits am ersten Tag noch vor Kharkhorin, aber die beiden Fahrer Ganbad und Torro fuehrten uns in den mit Campingausruestung und Lebensmittel bepackten Furgons (Kleinbusse russischen Fabrikats) sicher zum Ziel. Die ersten beiden Naechte haben wir in fuer Touristen hergerichteten Ger-Camps verbracht und so zumindest einen ersten, wenngleich winzigen Eindruck vom Leben in den Zelten erlangt, die die Weite der Mongolei sprenkeln. Bereits unterwegs beeindruckte die endlose Weite mit riesigen Schaf- und Ziegenherden, reichlich Yaks und auch einigen Trampeltieren. Greifvoegel pausieren uebrigens waehrend ihrer Jagd in Ermangelung an Baeumen auf dem Erdboden.

An dritten Tag, nach gut 800 gefahrenen Kilometern schlugen wir dann unser Zelt auf und traten den Pferden entgegen, mit denen wir die naechsten acht Tage zunaechst in Richtung des, danach durch den Tarvagatai Uul National Park schritten, trabten und dann auch galoppierten. Zunaechst wurden die Tiere den Reitern zugeordnet. Fuer uns Anfaenger waren schnell Pferde gefunden und Edgar und Bernd getauft. Beide waren nicht eben die schnellsten, zumindest zu Beginn der Tour war dies jedoch kein echtes Handicap. Wir wurden entgegen dem urspruenglichen Plan von Torro und Ganbad in den Autos verfolgt, so das wir die ganze Ausruestung mittags und abends im Zugriff hatten. Das urspruengliche Reiten mit Packpferden wurde auf insgesamt drei Tage zusammengedampft – der ohnehin arg eingeschraenkte Komfort wurde so auf einem angenehmen Level gehalten. Higlight im Sinne von Komfort waren die beiden Naechte an der heissen Quelle, die Anfang und Ende des Packpferdabenteuers markierten – waschen am Fluss war OK, beim baden in der heissen Quelle jedoch fuehlte man sich wie im Wellnessurlaub.

Die Naechte waren kalt, am mit Autos nicht zugaengigem “fluesternden See” zeigte das Thermometer minus 6 Grad Celsius. Mehrere Schichten Klamotten und warme Gedanken halfen uns jedoch auch hierueber weg. Da wir uns in einer extrem entlegenen Gegend aufhielten, waren die Sterne des naechtens die wahre Pracht. Kein Bodenlicht stoerte das sternzeichensuchen, selbst der Mond war unser Freund und tarnte sich als Neumond. Die Verpflegung war an sich abwechslungsreich, auf die Vegetarier wurde Ruecksicht genommen, es gab das eine oder andere (russische und mongolische) Bierchen, reichlich suesses fuer Zwischendurch und auch ein wenig Wodka waren mit von der Partie. Gekocht wurde immer abends auf einem Lagerfeuer, zumeist Curry an Reis, aber auch totgekochte Nudeln und Hammelfleischsuppe mit Einlage. Ach ja, der Hammel wurde im mongolischen Stil getoetet und anschliessend geschlachtet. Dazu wird der Bauch gerade so weit geoeffnet, das eine Hand hineinpasst. Mit dieser wird die Hauptschlagader durchtrennt, das ganze geht voellig lautlos vor sich.

Am letzten Tag zu Pferd ritten wir in hohem Tempo von der heissen Quelle gen Osten. In vollem Galopp verlor der Sattel des Pferds von Shay den Halt und rutschte in Zeitlupe nach links ab. Da sie das Tier in vollem Gruppengalopp nicht stoppen konnte, kam es zu einem unschoenen Abgang. Das Pferd brannte mit halb befestigtem Sattel durch und verteilte den Inhalt der Satteltaschen in der Steppe. Der vierte Sturz von Shay war insgesamt der neunte und letzte, selbst unser Anfuehrer Jon blieb nicht verschont und fing in einem Hagelsturm sogar einen Tritt ins Gesicht. Wir Anfaenger blieben verschont. Scheinbar alles richtig gemacht 😉

Am Tag nachdem wir die Pferde verabschiedet haben, haben wir in einem feinen Schneegestoeber die Zelte abgebaut und die Forgons gepackt. Mit kalten Fuessen fuhren wir durch den Spaetsommer, der im Westen der Mongolei schon ordentlich Schnee mit sich bringen kann. Auf einem Pass halfen wir in Austausch gegen gutes Karma einen stecken gebliebenen Hyundai aus der Patsche. Am Ende des Tages trafen wir in einem astreinen Schneesturm in einem weiteren Ger-Camp ein. Gluecklicherweise konnten unsere Zelte im Auto bleiben. Nach einer kurzen wodkageschwaengerten Nacht erwartete uns ein herrlich sommerlicher Morgen und eine weitere sechsstuendige Fahrt.

Das eigentliche Ende der Reise war Khar Nuur, ein See im Westen von Zavkhan. Am See gibt es herrliche Sandduenen, die ihn zumindest in diesem Teil der Mongolei einzigartig machen. Und eingeschraenkt stabil zeltbar. Die Szenerie war voellig irre – in der Ferne schneebedeckte Berge, zur linken eine Sandduene und rechts baumloses Bergland. Da wir zwei Naechte am See verbrachten, hatten wir einen echten Abschlusstag unserer Tour mit einer kleinen Wanderung und reichlich Resteessen. Vorgestern haben wir unser Zelt also das letzte mal abgebaut, sind gut 100 Kilometer in vier Stunden gefahren, haben 29 Murmeltiere gezaehlt und sind von einem kleinen Flughafen in der Naehe von Uliastai aus zurueck nach Ulan Bator geflogen.

Dort gab es eine kalte Dusche, indisches Abendessen, eine Verabschiedung und einen Flughafentransfer. Nach dreistuendigem Flug sind wir nun seit gestern morgen, fuenf Uhr Ortszeit, in Seoul, Suedkorea – Outdoor Ende.

(Ein Eindruck unserer Tour kann man sich von Jons vergangenen Trips holen, hier Bilder aus 2006 und 2007.)