Während das Berjaya alle Annehmlichkeiten zur hemmungslosen Relaxation feilbot, blieb es letzlich doch ein Resort. Bilanz ziehend hält sich das Hirnfutter (fünf gelesene Bücher und gut vierzig Dossiers aus DIE ZEIT) die Waage mit der Massenabfertigung bei Frühstück und Abendessen (“Guten Abend, Chalet 4138, bitte folgen Sie mir zu Ihrem heutigen Tisch”). Der Ärger über die beispiellose Verschwendung unserer Mitmenschen (primär waren im Resort Mitteleuropäer, Australier und Einwohner des arabischen Raums) bzw. Darreichung von Nahrung in Buffetform insgesamt hält an. Wenigstens hatten wir reichlich zu lästern.

Buffett

Völlig anders stellte sich dann das Bon Ton dar, wo wir weitere drei Nächte verbrachten und die Grenze zur Faulheit abermals erfolgreich überschritten. Die Anlage ist der Gegenentwurf zum Berjaya, begrenzt auf acht Hütten, die teilweise 120 Jahre alt sind und allesamt in traditioneller Bauweise errichtet (bzw. an Ort und Stelle wiedererrichtet) wurden. Ein Pool und reichlich Palmen ergänzen das Ambiente ebenso wie das Tierheim nebenan und reichlich umhertigernde Katzen (OK, muss man mögen bzw. vertragen). Das Restaurant wartet mit westlichen Preisen auf, aber einer ungeahnten Qualität und einer für drei Tage vertretbaren Auswahl vegetarischer Optionen. Wenn man es schafft, einen guten Preis auszuhandeln, will man an so einem Ort eigentlich einen Monat oder noch besser einen europäischen Winter bleiben – genügend Lesestoff vorausgesetzt.

Pünktlich um sieben kam dann gestern früh unser Taxi zum Flughafen. Das Bon Ton ist dicht am Flughafen gelegen (muss man auch mögen) und so waren wir eine Viertelstunde später in der Schlange am Air Asia-Schalter, umringt von Iron Man auf der Heimreise (der Wettkampf war Samstag, ein Tag Wunden lecken musste reichen). Leicht verzögert ging es dann in gut achtzig Flugminuten nach Singapur, wo wir mittels Metro (MRT, Mass Rapid Transport) nach Chinatown gelangten und nach kurzer Trödelei unser Hotelzimmer bezogen (ca. 8 qm + Bad, kein Fenster). In Singapur müssten wir sicher sein vor fallenden Kokosnüssen.

Kokosnüsse

(Das Bild oben wurde am Eingang vom Bon Ton aufgenommen, nicht in Singapur)

Jurassic Park

25 September 2014

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Als wir gegen viertel vor acht aus dem Zug hinaus ins Tageslicht treten, sind wir gerädert, aber froh, dass wir uns wieder bewegen dürfen – kurz. Denn vom Bahnhof in Alor Setar geht es gleich wieder in ein Taxi nach Kuala Kedar, von wo aus die Fähre nach Langkawi ablegt. Punkt viertel nach acht soll diese ablegen, wir kommen Punkt viertel nach acht dort an. Die Dame am Schalter fragt, ob wir diese Fähre nehmen wollen? Wollen wir, und sind unter ca. 150 Leuten an Bord die einzigen Westler. Der gemeine Langkawi-Reisende scheint zu fliegen oder später anzureisen. Nach zwei Stunden ruhigster Fähre aller Zeiten (kein Seegang, aber auch kein Karaoke und keine Kung Fu-Filme) kommen wir gegen viertel nach zehn in Kuah an, wo sich sogleich das Boot rasch entleert.

Direkt am Fährhafen gelegen befindet sich das Wahrzeichen von Langkawi, der Eagle Square (“Adlerplatz”) – obligatorisches Fotoshooting mit Maskottchen Söt (Bild wird noch nachgereicht).

MH370

Wir laufen zur nahegelegenen Mall (Malaysier lieben Malls), sind aber nur am Supermarkt interessiert, wo wir uns mit Wasser, Nüssen, Müsliriegeln und Keksen eindecken (der nicht-Erwerb von Kartoffelchips ist geübt, weise und wird wie meist später bereut). Vom Supermarkt bringt uns abermals ein Taxi an unsere Destination, das Urlaubsressort Berjaya an der Westküste, etwa 45 Minuten Fahrt. Über den Aufenthalt in Ressorts im Allgemeinen und im Berjaya im Besonderen wird in einem eigenen Post zu reflektieren sein – morgen ziehen wir weiter.

Der dringend benötigte Erholungseffekt stellt sich nach einigen Tagen süßen Nichtstuns ein. TV, Animation, Bar, Pool, Strand wie Mitreisende werden allesamt und explizit ignoriert, stattdessen erfreuen wir uns an unserem Chalet im Regenwald, von dem man nur mit Mühe Straße bzw. Meer sehen kann. Stattdessen erfreuen wir uns an einer Familie südlicher Brillenlanguren sowie einer Horde Makaken, die wir jeweils von unserem Wohn-/Schlafraum aus beobachten können, direkt vor unserem Balkon.

Brillenlangur

Die Geräuschkulisse wird dominiert von zwei Ventilatoren, einer Myriade von Zikaden und balzenden Geckos (unser Mitbewohner erweist sich leider als recht scheu), ergänzt vom Sound der gezielt eingesetzten Klimaanlage, sowie dem gelegentlich Krach der idiotischen Jetski in der Ferne (auch am letzten vollen Tag wünsche ich mir immer noch große weiße Haie herbei). Das vorläufige Tier-Highlight vor gut zwei Stunden war ein schwarzes Riesenhörnchen (“Ratufa bicolor”), ebenfalls vor unserem Balkon turnend bzw. sich auf Futtersuche befindlich dem Waldboden nähernd – diese schönen Geschöpfe, welche von Kopf bis Schwanzspitze gut 90 cm messen – halten sich üblicherweise in Baumkronen auf.

Überhaupt, die Tierwelt: bereits beim kurzen Fussmarsch vom Eagle Square zum Supermarkt hieß uns ein kleiner Waran auf der Insel willkommen. Nashornvögel fliegen in Schwärmen umher, Plantagenhörnchen sind präsent wie kein zweites Säugetier und wer den Weg zur Lobby (dort wird im Untergeschoss das Buffett gereicht, hierzu später mehr) zu Fuß nimmt – kleine Shuttles transportieren die Gäste bei Bedarf über das weitläufige Areal – kann sich an großen Schmetterlingen, Skinks und Doppelfüßern erfreuen. Besonders erfreut hat uns auch ein tieffliegendes Gleithörnchen, welches vor ein paar Tagen des Abends in ca. zwei Metern Höhe über unsere Köpfe hinwegsegelte. Nachgereicht seien ein paar Riffreiher sowie eine endlose Anzahl von Hirtenstaren – die Tauben Langkawis.

Nachtzug

25 September 2014

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Wir haben reichlich Erfahrung mit Fahrten in Nachtzügen, sowohl Schlafwagen mit Großraum als auch solche mit Abteilen. Auf der Transmongolischen hatten wir den Luxus eines Zweierabteils, ebenso im direkt zuvor genutzten Zug von Frankfurt nach Moskau, in Thailand (Bangkok – Chiang Mai) und im Nachtzug nach Linz anlässlich der Ars Electronica vor einem Jahr. Bei der Querung des indischen Subkontinents auf der großen Asienfahrt 2008 (Gorakhpur – Varanasi – Agra – Jaipur – Udaipur – Mumbai – Margao – Mumbai) fuhren wir überwiegend, jedoch nicht ausschließlich, mittels Schlafwagen im Großraum. An keine dieser Fahrten erinnern wir uns an ähnlich rücksichtlose Mitreisende wie bei der Fahrt von KL nach Alor Setar. Kaum nachdem wir den Hauptbahnhof KL Sentral verlassen hatten hielt der Zug auch schon wieder im alten Hauptbahnhof Kuala Lumpur. Noch vor der Ankunft dort hatten wir uns bereits in unsere zweistöckigen Großraumliegen zurück- und den Vorhang zugezogen. Zuvor freuten wir uns noch über die relative Leere des Abteils.

Zug Kuala Lumpur - Alor Setar

Damit nahm es schlagartig ein Ende als eine zehnköpfige Familie zustieg. Da es noch recht früh war (gegen 22 Uhr), ließen wir dem Terror seinen Lauf und wendeten uns Kopfhörern und digitaler Beschallung zu. Gegen kurz nach zwei war dann Schluss mit freundlich. Eine Frage, gefolgt von einem Anschiss mit acht Worten half, dann war Ruhe. Nur der (Blut-?) Husten in der Liege gegenüber begleitete uns bis nach Alor Setar.

Kuala Lumpur

22 September 2014

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In Kuala Lumpur verbrachten wir drei Nächte in einem Hotel mit Blick auf die Petronas Towers (auch vom Hotelpool aus ;-)). Da wir Übernachtung mit Frühstück gebucht hatten, sind wir jeden Tag zeitig raus (Jetlag-bedingte Schlafstörungen hin oder her). Das Wetter war gnädig zu uns (kein Regen, durchaus bedeckt, immer warm), so dass wir alles zu Fuß bzw. mit den nicht integrierten S-/U-Bahnen (KTM Komuter und LRT) erreichen konnten.

Am bereits erwähnten Feiertag sind wir zunächst in DEN Buchladen in KL, Kinokuniya im Einkaufszentrum “Suria KLCC”.

Suria KLCC

Diesmal sind wir mit schlappen zwei Büchern, aber reichlich Fotos weiterer raus (in Singapur gibt es auch Zweigstellen dieser japanischen Kette…). Und da die Rolltreppen und Gänge (erwartungsgemäß) voll waren mit Konsumvolk, sind wir zunächst in die recht leere, einigermaßen ruhige Galeri Petronas geflüchtet; anschließend zurück ins Hotel. Nach ein wenig chill out dort brachte uns die LRT zur Station Dang Wangi, von wo aus wir nach Chinatown liefen. Nach einem kurzen Abstecher auf die Petaling Street, wo raubkopierte Konsumgüter jedweder Art feilgeboten werden, fassten wir Abendessen im Sri Ganesa in der Nähe der Pudu Bus Station. In diesem indischen Restaurant wird man zu zweit für weniger als vier Euro mit Reis und Curry von Bananenblättern beglückt (Besteck gibt es dazu, kann aber auch ignoriert werden). Durch das gut besuchte Einkaufs- und Vergnügungsviertel Bukit Bintang liefen wir abschließend zurück zum Hotel, wo es im Pool fast schon fast zu kalt war.

Am nächsten Morgen liefen wir nach dem Frühstück durch das überaus gut besuchte Aquarium im Kuala Lumpur Convention Centre (Aquaria KLCC). Man stelle sich eine zum Ozeaneum umgebaute U-Bahnstation vor, ca. 5.000 qm groß, mit einem knapp 100 m langen, durchsichtigen Tunnel, durch den marines Leben – oder was man so nennt – besichtigt werden kann. Hinterließ recht gemischte Gefühle, auch wenn die Haigebisse über einem und die großen Rochen neben einem echt beeindruckend daherkamen. Manch Anwesende war auch vom Streichelzoo recht angetan. Die Menge an Besuchern (und es war weder Feiertag noch Wochenende) erhöhte leider ungemein den Stresslevel – Zoo halt. Den Rest des Tages war gammeln angesagt, Kaffee, Buchladen, Supermarkt (immer wieder geil), Bonbonmann beim handwerken zuschauen.

Nach dem Check-out am dritten Morgen sind wir zunächst zum Hauptbahnhof (KL Sentral), um dort unser Gepäck zu deponieren. Von dort aus ging es weiter zum alten Hauptbahnhof (Kuala Lumpur), der zwar von KL Sentral abgelöst wurde, aber weitaus schöner anzusehen ist. Zu Fuß fanden wir den Weg zum islamischen Kunstmuseum, direkt neben der Nationalmoschee (“Masjid Negara”) gelegen. Die Ausstellung umfasst interessantes (Architektur) wie weniger interessantes (Münzen), ist in einem fantastischen Gebäude untergebracht und deckt außer dem arabischen und persischen Raum auch Zentralasien, China und Indien ab.

Islamic Museum

Wahrscheinlich am bemerkenswertesten, da unwahrscheinlichsten war das Zusammentreffen mit drei Arbeitern von Glasbau Hahn (Hanauer Landstrasse, Frankfurt). Die Herrschaften statten zur Zeit das Museum mit Schaukästen aus und erzählten nicht ohne Stolz, dass Hahn Kundschaft in aller Welt hat, von New York bis Tokio – Globalisierung live und direkt. Nachdem wir uns dort verabschiedeten, fuhren wir nochmal in einen Einkaufstempel, um unser Standardprogramm abzuziehen (Kühlung, Kaffee, Kekse, Supermarkt, Buchladen). Nach dem Abendessen im Food Court der “Mid Valley Megamall”, fuhren wir dann zu KL Sentral zurück, wo unser Gepäck schon auf uns wartete. Der Tag endete nicht wie erhofft mit Betreten des Nachtzugs. Auch nicht mit Fahrtbeginn. Gefühlt erst kurz vor der Ankunft in Alor Setar…

Die Flugroute

16 September 2014

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Erstes Aufwachen in Kuala Lumpur gegen 9 Uhr Ortszeit – Kampf dem Jetlag!

Für den geopolitisch interessierten Leser hier die Flugroute:

Bayreuth – Tschechien (Pilsen, Trebic, Breclav) – Slowakei (Zlate Moravce) – Rumänien (Blaj, Mizil, Mangalia) – Schwarzes Meer – Türkei (Sinop) – Georgien (Tbilisi) – Aserbaidschan (Baku) – Kaspisches Meer – Turkmenistan – … – Andamanen (Port Blair) – Thailand (Phuket) – Kuah/George Town/Kuala Kangsar/Ipoh/KL (Malaysia)

Uns ist klar, das “…” nicht die dem Kontext angemessene Präzision darstellt. Der “Schlaf” bzw. besser gesagt das Dämmerbedürfnis war stärker als die Neugier, ob wir über Nordpakistan und Afghanistan gen Indien flogen oder über diverse “Stans” und Jammu und Kaschmir in den Luftraum des Subkontinents einschwenkten.

Alles egal, wir begehen heute den 51. Malaysia-Tag. In 1963 haben sich das damalige Malaya mit Nordborneo (Sabah), Sarawak (ebenfalls Borneo), und Singapur zu Malaysia zusammengeschlossen – Hari Malaysia! Weniger als zwei Jahre später verließ übrigens Singapur die Föderation. Wir gehen jetzt raus, uns den Rummel anschauen.

Nachtrag zum Flug: der Airbus A340-300 “Castrop-Rauxel” benötigte 11,5 Stunden von Frankfurt nach Kuala Lumpur.