Hoffnung und Stolz

16 September 2012

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Als besonders sehenswert wurde uns von Jared der Ort Shepherdstown (West Virginia) genannt. Da er mehr oder weniger auf dem Weg nach Harrisburg lag, einem Zwischenstopp auf dem Weg zum Tagesziel, entschieden wir uns für einen kurzen Abstecher in das Städtchen, das 2012 sein 250jähriges Jubiläum feiert. Und tatsächlich, fährt man die Hauptstraße South Princess Street hinunter, kann man sich vorstellen, wie der Ort ausgesehen haben mag, als noch Pferdefuhrwerke die Straßen dominierten. Einen ähnlichen Eindruck hatten wir auch in Harpers Ferry, dort war dieser allerdings gewollt, da sich der Ort als lebendes Museum inszeniert. Vorbei an der Universität des 2.000-Seelen-Nests (ja, selbst in so einem Kaff hat’s eine Uni!!!) fuhren wir für eine kurze Verabschiedung hinab an den Potomac, der uns seit unserer Ankunft permanent begleitete. Dort steht das Mecklenburg Warehouse, ein historisches Tabaklager, das nach dem ursprünglichen Namen von Shepherdstown benannt ist. Ein paar Bilder von dem um 1800 erbauten Lagerhaus hier.

Der nächste Zwischenstopp wurde durch einen Ruf der Natur eingeleitet. Auf dem Weg nach Hamburg, Pennsylvania lag – natürlich ganz zufällig – Harrisburg, vermutlich weltweit unbekannt bis zum Zwischenfall im nahegelegenen Kernkraftwerk Three Mile Island, 1979. Als zwei unfreiwillige Katastrophentouristen (und ein Kraftwerk-Fan) mussten wir diesen kurzen Schlenker schlichtweg fahren. Das AKW liegt, wie der Name schon sagt, auf einer Insel und lässt sich so vortrefflich abschirmen. Ein Schlagbaum an der Zufahrt und ein unmissverständliches “No Trespassing / Private Property” bewegte uns nach dem obligatorischen Foto sogleich zur Rückkehr auf den Interstate 78, ostwärts. Wir waren übrigens nicht die einzigen mit diesem move, ein Motorradrocker-Pärchen hielt direkt vor uns. Vermutlich eines der öfter fotografierten Schilder in der Gegend.

Unser Weg führte uns sodann vorbei an Cabela’s, einem großen Outdoor-Ausrüster. Gemeint ist damit vor allem Jagd- und Schießgerät, zur Tarnung noch etwas noch aus der Rubrik Angeln. Wie verankert Schießprügel in der amerikanischen Gesellschaft sind, sollte ein Rundumblick in der Küche von Betty und Richard zeigen (immerhin zwei Gewehre waren sichtbar) sowie die Frage von letzterem, wie es denn in Deutschland mit ebensolchen steht… Die beiden waren unsere Gasteltern auf der “Hope and Pryde”-Farm in der Onyx Cave Road ganz in der Nähe von Hamburg. Ursprünglich aus Piscataway in New Jersey (unserem nächsten Zwischenstopp), waren es den beiden zu viele Yuppies dort und sie kauften kurzerhand diese Farm, auf der man keine Nachbarn sehen kann. Unser Zimmer war ein Anbau an das Haupthaus, vermutlich ein altes Backhaus und wir schliefen den Schlaf der Gerechten. Obwohl schon im – nach deutschen Maßstäben – Rentenalter, verdingen sich die beiden (knapp unter bzw. über 70) noch als Fahrer von Schulbussen. Dementsprechend früh verließen sie im Morgengrauen die Farm, um uns ab 9 Uhr mit dem übertriebensten Frühstück unserer Reise zu verwöhnen.

Dazu im nächsten Post mehr.

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