(Gen) Reykjavik

17 May 2013

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Die Fahrt von Breidavik weg sollte mit einem Picknick am Strand begonnen werden. Nach reichlich Serpentinen stoppten wir an einem weiteren (fast Traum-) strand. Sand, türkise Brandung, Windstärke 9, zumindest gefühlt. Eine Redensart sagt “einfach 5 Minuten warten, dass Wetter wird wahrscheinlich schlechter” – daher Rückzug. Das Picknick fand dann in der Nähe von Patreksfjördur statt, wo 1981 das älteste Schiff Islands (gebaut 1912 in Norwegen) strandete. Fortan ging es hoch hinaus (zum nächsten Pass) und tief hinab (zum nächsten Fjord), immer mit Tagesziel Nordküste von Snaefellsness, Westisland. Das Wetter war bescheiden, sollte uns aber nicht interessieren. Die Halbinsel ist eine Art komprimiertes Island (Lavalandschaft, Gletscher, etc.) und ob der Distanz zur Hauptstadt gut besucht. Die Küche im recht großen Hostel am Hafen vom Grundarfjördur teilten wir uns immerhin erstmals mit anderen Reisenden, einer Familie aus Deutschland. Waren nicht sonderlich gesprächig, wir aber wahrscheinlich auch nicht – nach einer knappen Woche Westfjorde waren wir Gesellschaft schon gar nicht mehr gewohnt. Der lokale Pool war leider noch nicht offen, die Saison beginnt hier erst am 15. Mai. So nächtigten wir im Schlafsack-Stil im Hostel und fuhren tags drauf gen Snaefellsjökull, dem Gletscher dessen darunter begrabener Vulkan in Jules Vernes “Reise zum Mittelpunkt der Erde” den Eingang zum Erdinneren markierte. Am Vogelfelsen an der Westküste fanden wir erneut keine Papageientaucher vor, so dass wir nach aktuellem Stand von einer einzigen, großen Verschwörung ausgehen müssen. Vom dort befindlichen Leuchtturm soll man sogar Schwertwale sehen können – eine weitere Verschwörung?

Strand in Snaefellsness

Der Wind stieg erneut Richtung Stärke 9, so dass wir zielstrebig gen Süden steuerten. Am Strand von Djupalonssandur herrschten dann die Bedingungen, die wir in den letzten zweieinhalb Wochen gerne öfter gehabt hätten: eine leichte Brise, Sonnenschein, Frühlingswetter. Nach einer kleinen Strandwanderung schlürften wir die durchs Land kutschierten Tütennudeln und genossen die Aussicht auf den Snaefellsjökull, dem wir kurz danach den Rücken kehrten. Etwa eineinhalb Stunden später kamen wir auf dem Bauernhof Snorrastadir an, die ihrerseits die Saison noch nicht begonnen hatten und uns die Schlafsack-Übernachtung im “White House” verwehrten. Die von ihnen vorgeschlagene Alternative war ungleich besser: eine Blockhütte mit eigenem Whirlpool (ohne Whirl), siehe hier. Diese wurde dann auch eifrig genutzt (sofort nach Bezug, im Mondschein weit nach Mitternacht, nach dem Frühstück). Nachdem wir den Bauernhof verlassen hatten, hieß es unweigerlich gen Reykjavik. Dort bezogen wir vorgestern eine umgebaute Garage unweit der Hallgrimskirkja, der größten Sehenswürdigkeit der Hauptstadt. Die Stadt ist voller Cafés und Restaurants, Bart- und StrumpfhosenträgerInnen und scheint Jahrhunderte entfernt von einer Farm wie der in Höskulsstadir. Da im Radio derzeit die Eurovision-Songs rauf- und runtergenudelt werden, war gestern Abend Zeit für etwas E-Musik. In der lokalen Variante der Elbphilharmonie, der Harpa, gönnten wir uns in Jeans und Turnschuhen Mendelssohn und Tchaikovsky. Black Sabbath im Radio werde ich trotzdem vermissen. P.S.: das Zelt blieb eingepackt.

3 Responses to “(Gen) Reykjavik”

  1. M+V Says:

    Ihr Lieben,
    wie schnell doch die Zeit vergeht. Wie immer haben wir uns an euren Berichten sehr erfreut. Euch nun einen Guten Flug und willlkommen in der Heimat.

  2. hotsaucejunkie Says:

    Hallo geneigte Leserschaft, besten Dank für den Zuspruch. Wir wurden leider hässlich empfangen, trotz Parkierung in einer Tiefgarage in Sachsenhausen wurde uns bereits am Mittwoch die hintere Scheibe auf der Fahrerseite eingeschlagen. Merke: die Stadt ist böse. Bald sind diese Anschläge einen eigenen Blog wert. Stay tuned…

  3. Michel Says:

    Welkom tu hus!
    Wir sind gespannt auf euren Bericht, sicher habt ihr tolle Fotos gemacht, von dieser msytischen Insel…
    Das mit dem Auto ist allerdings bedauerlich – mein Tipp: Meldet euer KFZ schleunigst auf FFM um, das MKK-Nummernschild ist doch im kriminellen Frankfurt die Zielscheibe schlechthin!
    Gruß vom Rhönblick!

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