Karlstadt, West Virginia

12 September 2012

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Hatte ich erwähnt, dass Parken in Washington die Hölle ist? Dienstag war dann wieder Werktag und die Straßen rund um Bagel, etc. waren dicht. Voll. Zu. Also ab ins Parkverbot und Ju gesandt, ein Frühstück zu erlegen. Nicht ohne dünnen Kaffee, selbstredend. Von der P-Street ging es dann stur gen Norden, zur Washington National Cathedral. Dort sollte dem Vernehmen nach ein Wasserspeier in Gestalt des Dunklen Lord der Sith, Darth Vader angebracht sein. Von unserem Beobachtungsposten aus, einem PARKPLATZ direkt neben der Kirche zweifelten wir frühstückenderweise. Nachdem die Bagels vertilgt bzw. auf T-Shirt und Jeans verteilt waren, enterten wir das Gelände. Und tatsächlich, reichlich Wasserspeier mythischer Gestalt, jedoch keine Star Wars-Figur. Kurz vor der Genickstarre, eigentlich schon auf dem Rückweg zum Parkplatz, ein Geistesblitz – Freund Google fragen! Die Antwort kam prompt, eine Aufnahme die uns beim Suchen half. Und tatsächlich, verdammt weit oben (die Kathedrale, in der Beerdigungensgottesdienste für Ronald Reagan, Harry Truman, Richard Nixon, Dwight Eisenhower, William Taft und weitere US-Präsidenten abgehalten wurden, misst mehr als 90m) thront der erste Krieger des Imperiums über der Hauptstadt von Columbia. Irgendwie bezeichnend. Hier eine Aufnahme, wie sie vom Boden aus nur mit Profi-Equipment zu machen ist.

Beschwingt von der Sichtung zurück zum Auto, quer durch Georgetown (gemeinsam mit Alexandria weiter im Süden das ursprüngliche Washington) und ab durch die Mitte. Doch die dunkle Seite der Macht zog uns nochmal an, auf dem Weg zum nächsten Zwischenziel lag zufällig das Hauptquartier des Auslandsnachrichtendienstes CIA. Abgeschirmt im Wald liegend, führt die Zufahrt über eine Brücke, nach deren Querung man direkt auf einen Schlagbaumwald zufährt. Da wir nicht wirklich einen Termin hatten, entschieden wir uns spontan für den U-Turn direkt davor, um nicht dem grimmigen, vermutlich outgesourcten Sicherheitspersonal unser Anliegen erklären zu müssen. Kaum ernster gemeint war anschließend der Zwischenstopp in Germantown, Maryland. Ausreichend Parkplätze, mieser Kaffee, tiefgekühlte öffentliche Bibliothek. Aber: angeblich Schauplatz mehrerer Akte X-Folgen. Zuhause kann daraus nur folgen: ab ins Archiv.

Ein ernst gemeinteres Zwischenziel war kurz darauf Harpers Ferry, West Virginia. Harpers Ferry liegt ebenso wie Washington, D.C. am Potomac River (und am Shenandoah, der hier in den Potomac mündet). Drei Schritte in eine beliebige Richtung und man wechselt den Bundesstaat (wahlweise West Virginia, Maryland, Virginia). Das 300-Seelennest zählt acht öffentliche Parkplätze und ist eine der wenigen Orte, die AUF dem Appalachian Trail (einem 3.500km langen Fernwanderweg an der Ostküste) liegen. Historische Bedeutsamkeit erlangte der Ort durch seine Lage an der Mason-Dixon-Linie (vereinfacht gesagt, der Grenze zwischen den die Sklaverei befürwortenden Staaten und solchen, die gegen die Sklaverei waren) und permanentem Wechsel zwischen den Einflussgebieten der Nord- und Südstaaten (permanent meint 12 mal, letztlich sollten die SüdNordstaaten siegreich bleiben). Der Mann vom Fremdenverkehrsamt, zu seiner Militärzeit stationiert in Schweinfurt, gab uns den Hinweis, dass die Geschichte von John Brown in Bezug auf Harpers Ferry überbewertet sei. Bleibt daher hier auch nur eine Randnotiz.

Nach dem Abstecher ins geschichtsträchtige Harpers Ferry hieß unser finaler Stopp Charles Town, West Virginia. Über die Internetplattform AirBnB haben wir die Geologin Sue aufgetan, die dort ihr Zelt in einem herrlichen Haus aufgeschlagen hat und derzeit mit ihren Untermietern Morgan und Jared teilt. Der Charme einer solchen Unterkunft ist direkter Kontakt zu Eingeborenen, gemeinsames Kochen und gegenseitiges sich-die-Welt-erklären. Sue und Co. sollten vorerst die letzten Demokraten sein. Doch dazu später mehr.

3 Responses to “Karlstadt, West Virginia”

  1. p. weisenheimer Says:

    “letztlich sollten die Südstaaten siegreich bleiben” bitte überprüfen, 1964 gewann die union die stadt zurück.

    ansonsten: appalachian trail. du/ich. in ferner zukunft.

    his soul goes marching on!

  2. hsj Says:

    Stimmt, war allerdings 1864. Ich habe den “Battle of Harpers Ferry” mit dem Bürgerkrieg insgesamt gleichgesetzt, was natürlich unzulässig ist.

  3. return to the U.S. » Blog Archive » Krieg im Imperium der Jedi-Ritter Says:

    […] Darth Vader-Groteske am Nordwestturm der Washington National Cathedral – hierzu ward ja bereits hier ausgeführt. […]

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