So sitzen wir puenktlich um halb sieben vor dem Hotel und warten auf den Bus, der uns nach Wadi Rum bringt. Nachdem er mit leichter Verspaetung angekommen ist und uns geladen hat, sammeln wir weitere Reisende ein. Darunter ist ein Eidgenosse, dem wir sofort erzaehlen, dass wir grundsaetzlich als Schweizer getarnt unterwegs sind (dies haben wir vor zwei Jahren in Kambodscha begonnen, nachdem wir zum 1.000sten mal ein Gespraech aufgezwungen bekommen haben, nachdem wir uns als Deutsche geoutet hatten – die Schweiz kennt eben niemand). Mit einem venezolanischen Nicht-Paerchen verstehen wir uns auf Anhieb. William und Victoria aus Caracas haben aehnliche Plaene wie wir und wollen mit einem Kamel in die Wueste reiten sowie die Nacht dort verbringen.
Gegen acht, halb neun kommen wir am Besucherzentrum von Wadi Rum an, wo wir unser Eintrittsentgelt entrichten. Dort treffen wir auch Attayak, einen eloquenten Bedouinen und Touristenfuehrer, den wir wegen des Trips bereits von zu Hause aus per eMail kontaktiert haben (http://www.rumguides.com/). Eine gute Stunde spaeter haben William, Victoria, Ju und ich in Rum Village auf je einem Kamel (genauer: einem Dromedar) Platz genommen und schaukeln in die Wueste.
Zunaechst ist es schwer vorstellbar, das wir die drei Tage sitztechnisch durchstehen. Unsere Dromedare werden von einem Leittier je eines jungen Bedouinen gefuehrt. Victoria fuehlt sich sichtlich nicht wohl, William zueckt alsbald seine Videokamera. Jus Dromedar ist das juengste, wenig gefraessig, aber faul und stoerrisch. So reiten wir zunaechst zu Lawrence Spring, einem Brunnen in der Wueste, noch relativ dicht am Dorf Rum gelegen. Nach einer Kletter- und Teepause (zahllose weitere der letzteren sollen folgen) ziehen wir weiter. Die Sonne knallt erbarmungslos, Schatten ist rar. Dennoch ist die Hitze angenehm, da trocken und somit nicht drueckend. An einer grossen Sandduene, die ich erklimme und hinabrolle, machen wir erneut Pause. Vic und Bill werden von Attayaks Cousin Attayak mit einem Jeep abgeholt, fuer die beiden endet die Dromedarerfahrung bereits hier.
Wir treffen die beiden im Schatten eines grossen Felsen wieder, wo unser Fuehrer und Attayak Mittagessen und Tee bereiten. Letzterer ist extrem gesuesster schwarzer Tee, der rund um die Uhr in rauhen Mengen genossen wird. Wir schlafen zwei Stunden, soweit es die penetranten Fliegen zulassen, die uns umkreisen und fressen wollen. Die Dromedare parken ebenfalls im Schatten und fressen genuesslich umherstehende Straeucher.
Bevor wir gegen vier Uhr weiterziehen (Zeit spielt hier keine Rolle und wird nicht von der Uhr, sondern eher dem Sonnenstand bzw. der Temperatur bestimmt), verabschieden wir uns erneut von den beiden Venezolanern. Sie verbringen den Nachmittag in einem Jeep und werden wie wir abends in einem Lager abgeladen, wo weitere Reisende gemeinsam mit uns die Nacht verbringen werden. Unsere Dromedare tragen uns sicheren Trittes durch die Weite. In der Ferne immer wieder Jeeps, sonst herrscht Leere und Stille vor. Gegen Abend kommt Wind auf und da bald die Sonne untergeht, traben wir mit den Dromedaren gen Nachtlager. Diese Gangart gibt uns fuer den ersten Tag den Rest und wir sind froh, endlich im Lager angekommen zu sein. Dort treffen wir Franzosen, Belgier, Italiener und Hollaender, mit denen wir gemeinsam mit den Bedouinen unser Abendessen einnehmen. Bis auf ein Paerchen schlafen dann auch alle unter dem Sternenzelt.
Gegen Morgen weckt mich ein Maeuschen, das versucht, in meinen Rucksack zu gelangen und die dort befindlichen Lebensmittel zu vernaschen.
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