Der Titel des letzten Eintrags ward gegen Mittag geboren, als wir geschätzte 400 m (alle Angaben sind Höhenmeter) recht steilen Abstiegs hinter uns hatten. Beziehungsweise 1.500 m. Es war eine Wunschvorstellung, die etwas wahnhaftes hatte und noch des öfteren zitiert werden sollte.
Doch der Reihe nach.
Als wir am Donnerstag nach einer Nacht in Padang Bai und einer Schnellbootüberfahrt auf Lombok (ca. 1,5 nicht ganz billige Stunden) ankamen, wurden wir am Strand abgeholt und flugs nach Senaru gefahren, am Fuße des Gunung (Berg) Rinjani gelegen. Dort haben viele Trekking-Agenturen ihren Sitz, die unserer Wahl hieß ganz bescheiden “Rinjani Master”, gefunden nur ein paar Tage zuvor über wikitravel.org. Den zweistündigen Fußmarsch zum Wasserfall lehnten wir dankend ab, eher aus Faulheit denn einer Ahnung was da kommen möge.
Der nächste Morgen begann früh, der Alabama Song weckte uns gegen 5:30 Uhr. Nach einem Frühstück wurden wir dann mitsamt unserem Equipment in einen Jeep verfrachtet, unserem Guide Bahi bekannt gemacht und nach Sembalun gefahren. Gegen 8:00 Uhr, nach Anmeldung im dortigen Park-Hauptquartier, ging es auf 1.100 m los, stetig bergan. Gegen Mittag, auf 1.500 m, erhielten wir unser erstes, viel zu üppiges Mahl. Die Ausrüstung (Zelte, Schlafsäcke, Kochutensilien, Lebensmittel, etc.) wurde von zwei Trägern balanciert, eindrucksvoll an den Enden je eines 1,80 m langen Bambus-Stabs vertäut. Tagesziel war der auf gut 2.600 m gelegene Zeltplatz am Kraterrand des schlafenden Vulkans Rinjani, benannt nach der Königstochter Dewi Anjani. Nach diesem erschöpfenden Aufstieg konnten wir nur noch unser Abendessen in Empfang nehmen, den Sternenhimmel bewundern und zeitig ins Zelt kriechen.
Es ist übrigens erstaunlich, was die Träger aus ihren Körben hervorholen und köstliches damit zaubern, auf nur zwei kleinen Feuerstellen. An diesem Abend gab es gebratenen Gemüsereis, Spiegelei, gebratenes Tempeh oder Hühnchen. Dazu – man stelle sich das einmal bildlich vor – eine Hand voll Pommes und zwei Dosen lokales Bier.
Die Nacht war kurz, gegen 2:00 Uhr brachen die ersten Gipfelstürmer auf und sorgten somit für Krach im mit weniger als 20 Trekker besetzten Basislager. Wie geplant stakste unsere verkleinerte Gruppe gegen 3:00 Uhr weiter bergauf, den Vortag in den Beinen. Der Untergrund besteht überwiegend aus fein gemahlenem Lava-Gestein, so dass zweieinhalb Schritte vorwärts einen Schritt zurück zur Folge hatten. Die Moral in den Knöcheln, galt es den inneren Schweinehund auf Distanz zu halten und letztlich in den Vulkan hinein abzuschütteln. Es gelang: nach etwa vier Stunden erreichten wir den Gipfel auf 3.726 m. Der angekündigte Fernblick war ernüchternd; wolkenverhangen und neblig erschien die Ferne. Nach kurzer Kaffeepause unterhalb des Gipfels ging es schon wieder hinab. Die Träger warteten mit einem Frühstück, dass sich sehen lassen konnte und vertrieben sich die Zeit damit, die neugierigen und hungrigen Makaken auf Distanz zu halten, die täglich zum Frühstück das Basislager heimsuchen.
Der Gipfelsturm indes war jedoch nur der Frühstücks-Spaziergang – Tagesziel war der gegenüber liegende Kraterrand, ebenfalls auf 2.600 m gelegen. Dummerweise erreicht man diesen jedoch nur über den auf 2.000 m gelegenen Kratersee Segara Anak, einmalig anzuschauen und nur schmerzhaft zu erreichen – 600 m steil bergab galt es zu überwinden (nach einem Abstieg von bereits 1.100 m). Gegen Mittag, kurz vor erreichen des Sees ward dann auch der Wunsch geboren, einfach mal locker 300 m auf geteerter Straße bergauf zu gehen (der Knie wegen) und sich in einen Pool zu legen. Nun, die heißen Quellen in der Nähe des Sees waren immerhin auch was – selbstredend nur über Stock und Stein und auch nicht bergauf zu erreichen. Dass Abkühlung hier nicht im Fokus lag, soll mit nochmaliger Betonung des Wortes HEIß an dieser Stelle nur kurz unterstrichen werden. Ein Mittagsmahl später hieß es dann auf zum letzten Teilabschnitt, es sollte der härteste werden. Das Ziel, den Kraterrand, vor Augen galt es durch einen Aufstieg von 600 m zu erreichen. Hierzu war zunächst ein steiler Waldspaziergang zu absolvieren, bevor es regelrecht in die Wand ging, wozu auch kleinere Kletter- und Hangelabschnitte gehörten. Auch diese Prüfung ward gemeistert, trotz zwischenzeitigen Verdauungsschwierigkeiten (“Montezuma’s Rache” nennt sich hier “Bali belly”). Halbtot erreichten wir den Kraterrand, wo das Füttern weitergehen sollte. Nach einem fantastischen Sonnenuntergang und Nutzung des durchaus praktischen Toiletten-Zelts krochen wir in unsere Schlafsäcke.
Tags drauf wurden wir zeitig aus dem Zelt zum Frühstück zitiert. Der Abstieg von 2.600 m (Kraterrand) auf 500 m (Senaru) sollte sich insbesondere gegen Ende als recht schmerzhaft erweisen. Zunächst ging es über Felsen und Staubpiste in den Wald, dessen Schatten wir gut brauchen konnten. Dieser brachte naturgemäß aber auch Wurzeln und lehmigen Untergrund mit sich. Die uns entgegenkommenden Trekker waren überwiegend hochmotiviert, jedoch ohne Ahnung, was auf Sie zukommen sollte.
Hier nochmal das Höhenprofil:
– Tag 1: 1.100 m -> 2.600 m
– Tag 2: 2.600 m -> 3.726 m -> 2.600 m -> 2.000 m -> 2.600 m
– Tag 3: 2.600 m -> 500 m
3 November 2011 at 6:19 PM
Mein lieber Mann, und das nennt sich nun Hochzeitsreise !!!
Viel Spaß also weiterhin.
Liebe Grüße M + V