Fruehstueck (wieder mal behandelt wie Gast zweiter Klasse).
Taxi zum Flughafen.
Amman – Frankfurt.
Vorbei, schade.
Nach einem Frühstück zwischen alten Europäern brechen wir aus, auf, weg. Der Taxifahrer von gestern hat natuerlich nicht versaeumt, uns seinen Freund (Verwandten?) zu empfehlen, der uns vom Hotel zum Flughafen bringt. Natuerlich hoffnungslos ueberteuert.
Der Flughafen hat wohl gerade erst geoeffnet, jedenfalls sind wir die ersten Passagiere und natürlich viel zu frueh. Also verbummeln wir die Zeit zwischen dem einzigen Café an diesem Miniflughafen und dem Abort. Der Flug nach Amman verlaeuft ohne besondere Vorkommnisse. Da das Flugzeug nicht sonderlich hoch fliegt, koennen wir Jordanien von oben bestaunen. Eine Stunde spaeter setzen wir auch schon wieder auf.
Vom Flughafen fahren wir mit dem Bus gen City. Wir landen auf einem Busbahnhof im ueblichen Gepushe von Taxifahrern, die uns zu Passagieren machen wollen, noch bevor wir den Bus verlassen haben. Das nicht zu vermeidende Taxi in die Stadt teilen wir mit zwei Chinesen, deren Hotel praktischerweise in der Naehe des unseren liegt.
Kaum eingecheckt, machen wir uns auch schon wieder auf die Socken und laufen downtown. Da wir nur den einen Tag in Amman haben, shoppen und sightseen wir bis zum Umfallen. Im roemischen Theater bewundern wir eine Kunstflugstaffel, die über der Stadt einen Uebungsflug absolviert (!). Dort treffen wir auch die beiden Chinesen wieder, denen ich erzaehle, daß ich ein Promi bin und in jedem Land gebuehrend empfangen werde.
Bei der Suche nach dem obligatorischen Souvenir (Nargile) treffen wir in einem Pfeifenladen einen waschechten Schwaben jordanischer Abstimmung. Wir plaudern, trinken noch einen Tee und lassen uns von ihm zum Abendessen fahren. Von dort aus finden wir ohne Umweg den Fussweg ins Hotel.
Die letzte Nacht liegt vor uns.
Auch die vergangene Nacht haben wir unter unglaublich hellem Vollmond auf Matratzen in der Wüste verbracht. Dem Hinweis, nicht hinter der Düne zu pennen, sind wir dann doch gefolgt, als man uns klargemacht hat, daß Jeeps gerne über diese hämmern. Man will die Reise ja nicht vorzeitig beenden, wenngleich das Ende absehbar ist.
Nach dem Frühstück (guess what!) satteln wir die Dromedare und schaukeln gen Horizont. Das Spiel “in which direction is Rum Village?” verliere ich ein ums andere mal (Ju schneidet besser ab). Wir machen erneut Halt an Naturwundern in dieser an optischen Reizen so armen (reichen?) Gegend. An einem davon seien ab und an Böcke zu sehen. Heute jedoch nicht. Dafür schauen wir uns den Friedhof im Nirgendwo an.
Gegen Mittag pausieren wir das letzte mal nach bewährtem Muster. Die Reittiere anleinen, Feuerholz suchen, Tee kochen, Hummusdosen öffnen und mampfen. Der charismatische Attayak höchstselbst erweist uns die Ehre. Vermutlich aber nur, um Kasse zu machen. Der Dromedartrip kostet uns knapp 400 JOD inkl. noch zu verhandelnder Transfers. Ihn begleitet eine Holländerin, mit der wir während der Siesta der Einheimischen noch eine kurze Canyonbesichtigung einschieben.
Nach unserer Rückkehr steigen wir letztmalig auf die Dromedare und reiten gen Rum Village. Als wir in den Mobilfunkfangstrahl geraten, rufe ich meinen Bruder an, der heute seinen 29. Geburtstag feiert. Er errät zwar, daß wir auf “Kamelen” schaukeln, versteht mich ob der miesen Verbindung jedoch kaum. Gute 90 Minuten später steigen wir das letzte Mal von den Dromedaren und verabschieden uns von unserem Führer.
Nach Aqaba reisen wir mit dem Taxi und wieder mal erweist es sich als höchst sinnvoll, zuvor die Verhandlung zu führen. Mit Attayak war abgemacht, daß der Transfer von Rum nach Aqaba eingepreist war. Plötzlich nicht mehr. Ein Telefonat später sind wir einig und gondeln gen Süden. Die Fahrt verläuft äußerst kurzweilig, wir bekommen Kippen und Tee angeboten. Letzeres lehnen wir nach literweiße süßen Tee in den letzten Tagen ab. Er verrät uns, daß er etwa 30 Tassen täglich kippt. Kein Wunder, daß die Guten wie Erdhörnchen umherspringen.
In Aqaba angekommen, lassen wir uns direkt ins Hotel fahren. Und wieder mal verspüren wir dieses Gefühl, wenn man als unabhängig Reisender in ein echtes Gruppen- und Tour-Hotel eincheckt (vgl. Frühstück im Hotel in Wadi Musa). Auf dem Zimmer gibt es Zivilisation pur. Dusche. Doppelbett (müssen wir erst zu einem solchen machen). Glotze.
Beim Abendspaziergang verspüren wir die Nähe zu Ägypten. Die Araber hier ticken anders als die Bedouinen.
Vom Mäuschen sind nur noch Fussspuren übrig. Ich werfe die Kamelhaardecke von mir runter und spüre die herrliche Kühle des Morgens. Ein 275°-Blick um unser Lager herum berauscht mich. Nur der Schatten der Sonne, der sich erstaunlich schnell unserem Nachtlager nähert, bewegt sich. So bleibe ich zunächst ein paar Minuten sitzen und geniesse die Stille, unterbrochen nur von sabbernden, rülpsenden und furzenden Dromedaren, die ganz in unserer Nähe geruht haben.
Nach dem obligatorischen “Hummus-mit-Tee”-Frühstück schwingen wir uns gegen acht Uhr in den Sattel und ziehen von dannen. Der Vormittag ist bestimmt von Nicht-Konversation, jeder ist mit seinen Gedanken allein. Mit dem heutigen Tag dürfen wir unsere Wüstenschiffe selbst lenken, was sehr intuitiv funktioniert. Rechts, links, bremsen. Jus Jungspund ist schwieriger zu lenken, meines beugt sich zu jedem zweiten Busch hinab. Erstaunlich, wie diese Viecher auch solche Kräuter genüsslich vertilgen, die Dornen haben, wie ich sie zuletzt auf dem Cover der “Passion of the Christ”-DVD gesehen habe. Mahlzeit.
So verbringen wir den Tag, wie es Mutter Erde vorgibt: reiten, bis es zu heiss ist. Feuer machen und Tee kochen. Schlafen, weil es des Mittags in der Sonne nicht auszuhalten ist. An einer von der Natur geformten Brücke treffen wir jede Menge deutsche und französische Touristen an, die mit dem Jeep durch die Wüste fahren. Ju erklärt unserem Guide, dass man Deutsche auch in einem Stummfilm erkennen kann.
Das Nachtlager erreichen wir heute etwas früher, so dass kein längeres Traben notwendig ist. Dort treffen wir Hong-Kong-Chinesen, Briten und Amerikaner, die Holländer von gestern sind auch wieder da. Alex, der seit August 2006 unterwegs ist, macht die lecker Fresschen zubereitenden Bedouinen an, sie möchten mit dem Fleischlöffel nicht das Gemüse berühren. Seine dürre Freundin könnte ja mit tierischen Fetten in Berührung kommen. Ich, der ich seit über sechs Jahren vegetarisch lebe, belächle die Situation. Auf Reisen muss man sich diesbezüglich ein wenig locker machen, sonst versaut man sich die meist viel zu kurze Zeit unterwegs unnötig.
Nach dem Essen rauchen wir ausgetrocknete Kippen und trinken fies gesüßten Tee, den wir zuhause vermutlich wegkippen würden.
So sitzen wir puenktlich um halb sieben vor dem Hotel und warten auf den Bus, der uns nach Wadi Rum bringt. Nachdem er mit leichter Verspaetung angekommen ist und uns geladen hat, sammeln wir weitere Reisende ein. Darunter ist ein Eidgenosse, dem wir sofort erzaehlen, dass wir grundsaetzlich als Schweizer getarnt unterwegs sind (dies haben wir vor zwei Jahren in Kambodscha begonnen, nachdem wir zum 1.000sten mal ein Gespraech aufgezwungen bekommen haben, nachdem wir uns als Deutsche geoutet hatten – die Schweiz kennt eben niemand). Mit einem venezolanischen Nicht-Paerchen verstehen wir uns auf Anhieb. William und Victoria aus Caracas haben aehnliche Plaene wie wir und wollen mit einem Kamel in die Wueste reiten sowie die Nacht dort verbringen.
Gegen acht, halb neun kommen wir am Besucherzentrum von Wadi Rum an, wo wir unser Eintrittsentgelt entrichten. Dort treffen wir auch Attayak, einen eloquenten Bedouinen und Touristenfuehrer, den wir wegen des Trips bereits von zu Hause aus per eMail kontaktiert haben (http://www.rumguides.com/). Eine gute Stunde spaeter haben William, Victoria, Ju und ich in Rum Village auf je einem Kamel (genauer: einem Dromedar) Platz genommen und schaukeln in die Wueste.
Zunaechst ist es schwer vorstellbar, das wir die drei Tage sitztechnisch durchstehen. Unsere Dromedare werden von einem Leittier je eines jungen Bedouinen gefuehrt. Victoria fuehlt sich sichtlich nicht wohl, William zueckt alsbald seine Videokamera. Jus Dromedar ist das juengste, wenig gefraessig, aber faul und stoerrisch. So reiten wir zunaechst zu Lawrence Spring, einem Brunnen in der Wueste, noch relativ dicht am Dorf Rum gelegen. Nach einer Kletter- und Teepause (zahllose weitere der letzteren sollen folgen) ziehen wir weiter. Die Sonne knallt erbarmungslos, Schatten ist rar. Dennoch ist die Hitze angenehm, da trocken und somit nicht drueckend. An einer grossen Sandduene, die ich erklimme und hinabrolle, machen wir erneut Pause. Vic und Bill werden von Attayaks Cousin Attayak mit einem Jeep abgeholt, fuer die beiden endet die Dromedarerfahrung bereits hier.
Wir treffen die beiden im Schatten eines grossen Felsen wieder, wo unser Fuehrer und Attayak Mittagessen und Tee bereiten. Letzterer ist extrem gesuesster schwarzer Tee, der rund um die Uhr in rauhen Mengen genossen wird. Wir schlafen zwei Stunden, soweit es die penetranten Fliegen zulassen, die uns umkreisen und fressen wollen. Die Dromedare parken ebenfalls im Schatten und fressen genuesslich umherstehende Straeucher.
Bevor wir gegen vier Uhr weiterziehen (Zeit spielt hier keine Rolle und wird nicht von der Uhr, sondern eher dem Sonnenstand bzw. der Temperatur bestimmt), verabschieden wir uns erneut von den beiden Venezolanern. Sie verbringen den Nachmittag in einem Jeep und werden wie wir abends in einem Lager abgeladen, wo weitere Reisende gemeinsam mit uns die Nacht verbringen werden. Unsere Dromedare tragen uns sicheren Trittes durch die Weite. In der Ferne immer wieder Jeeps, sonst herrscht Leere und Stille vor. Gegen Abend kommt Wind auf und da bald die Sonne untergeht, traben wir mit den Dromedaren gen Nachtlager. Diese Gangart gibt uns fuer den ersten Tag den Rest und wir sind froh, endlich im Lager angekommen zu sein. Dort treffen wir Franzosen, Belgier, Italiener und Hollaender, mit denen wir gemeinsam mit den Bedouinen unser Abendessen einnehmen. Bis auf ein Paerchen schlafen dann auch alle unter dem Sternenzelt.
Gegen Morgen weckt mich ein Maeuschen, das versucht, in meinen Rucksack zu gelangen und die dort befindlichen Lebensmittel zu vernaschen.