Nach drei Wochen Trekking in der Annapurnaregion sind wir gestern mit dem westlichen Himalaya im Ruecken ueber das Gleitschirmfliegerparadies Sarangkot nach Pokhara gelaufen. Hinter uns und unserem Traeger Yakpu Sherpa liegen geschaetzte 200 – 230 Km Fussmarsch (wird noch validiert) durch fast alle Klimazonen (Ausnahme: Tropen), ueber einen der hoechsten Paesse der Welt (Thorong La, 5.416 m ueber Normalnull) und entlang des am tiefsten gelegenen Tals (Tal des Kali Gandaki – der Fluss verlaeuft zwischen zwei gut 40 Km entfernten 8.000ern).
Die Strecke ist extrem abwechslungsreich, sowohl was die Landschaft als auch die Leute anbelangt. Stiefelt man zunaechst durch feuchte Flusstaeler, wird die Vegetation mit zunehmender Hoehe spaerlicher. Nach der Eiswueste oberhalb von 4.800 m schaut man hinab ins trockene tibetische Hochland, abgeschirmt vom Monsun durch das Annapurnamassiv. Die Einwohner sind freundlich, profitieren doch viele von den Touristen und begruessen uns Fremde mit einem herzlichen “Namaste”, oft von einer Verbeugung bekraeftigt. Die Kinder sind suess, oft schmutzig und lassen ihrem Gruss nicht selten eine Forderung nach Suessigkeiten oder Stiften folgen. Beim herumalbern vergessen sie meist schnell, dass sie eigentlich betteln wollten.
Die Unterkuenfte auf den sogenannten Teehaus-Treks sind in der Regel zweistoeckige Haeuser mit etwa 8 – 12 Zimmern. Diese sind spartanisch eingerichtet und enthalten selten mehr als zwei Betten und einen Tisch. Die Betreiber eines solchen Gasthauses bekochen die Gaeste ueblicherweise auch, wobei das Menu auf der gesamten Strecke kaum variiert. Konsequenterweise hatte ich dann auch jeden Abend, 20 Tage lang, das Nationalgericht Daal Bhat (Reis mit Linsen und einem Gemuesecurry, meist aufgepeppt von einem Linsenfladen).
Den geographischen Hoehepunkt erklimmen in der Saison gut 250 Leute am Tag (Trekker, Traeger, Fuehrer), nichts aussergewoehnliches also – sieht man von der Sauerstoffknappheit ab, die bereits am Tag vor der Passquerung spuerbar wird (man uebernachtet auf 4.400 m). Was unseren Trek fuer mich besonders macht ist das Privileg, fuer zwei bis drei Sekunden einen jungen Schneeleoparden gesehen haben zu duerfen. Auf dem Abschnitt Chame – Pisang, nahe des kleinen Ortes Dukurpukri, immer noch frueh morgens, huschte die herrliche Bestie mit langem, pelzigen Schwanz ueber den Weg und verschwand im Dickicht unterhalb der Boeschung. Tierfotografen verbringen viel Zeit in Einsamkeit, um die als gefaehrdet klassifizierte Grosskatze vor das Objektiv zu bekommen – uns springt ein Exemplar vor die Fuesse. Es hat sich gelohnt, wie immer frueh aufzustehen (5:30 Uhr), wie gewohnt zeitig zu fruehstuecken (je nach Verfuegbarkeit zwischen 6:15 und 6:45 Uhr) und wie gehabt vor der Masse loszulaufen.
Die Masse, das waren in der Regel Gruppen von zwei bis fuenf Israelis, tagsueber auf dem Trek Zeter und Mordio in den Himalaya schreiend, abends im Gasthaus um den Preis fuers Essen feilschend. Viele Gasthaeuser nehmen das doppelte oder dreifache fuer ein Zimmer oder lehnen die “Gaeste” bei bekanntwerden ihrer Nationalitaet gleich ganz ab. Um sich auf 4.400 m Hoehe zu beschweren, das der Butterkringel nicht frisch ist, muss man schon reichlich abgewichst sein – anhand ihres Benehmens konnten wir vernehmen, wie sich eine ganze Nation um ihre Glaubwuerdigkeit bringt.
PS: Pro Tag sind wir zwischen drei und sieben Stunden gelaufen, die exakte Route mit unseren Laufzeiten werden wir inklusive des von uns erdachten Soundtracks hier noch veroeffentlichen.
23 October 2008 at 3:58 PM
du lieferst reichlich steilvorlagen (teehaus, feilschen …) aber ich spar mir die kommentare.
faszinierende erlebnisse, klingt traumhaft schoen, neidische gruesse.
24 October 2008 at 4:30 PM
Schön,schön,bin auf weiter Kommentare gespannt.Weiterhin Hals- und Beinbruch.
14 December 2008 at 10:47 AM
[…] Ende eines Trekkingtrips in Pokhara (Westnepal) haben wir unsere nicht mehr benötigte Ausrüstung zusammengepackt und zu […]