Gruesse vom Ganges

29 October 2008

englishdeutsch

Seit unserem letzen Eintrag sind wir von Pokhara (Nepal) nach Bhairawa (Nepal) gefahren (7h, mit dem Bus, relativ komfortabel), nach Sonauli (Grenzstadt Nepal/Indien) gelaufen (45min, zu Fuss, heiss), nach Gorakhpur (Indien) gefahren (2,5h, mit dem Bus, ******** unbequem) und nach einer Uebernachtung in einem Horrorzimmer am Bahnhof – angezogen auf dem Bett liegend – nach Varanasi (Nordindien/Gangesebene) weitergefahren (7h, Zug, sehr komfortabel, da 2. Klasse klimatisierter Schlafwagen). Schon am Bahnhof traf uns die Realitaet, obwohl wir uns geistig vorbereitet glaubten. Waehrend wir um die Kuh (der Bundesstaat Uttar Pradesh ist hinduistisch dominiert) in der Bahnhofshalle herumnavigierten, hatte sich bereits eine Horde touts (sowas wie Druecker, die einen gegen Provision in Geschaefte oder Hotels schleppen – manchmal durchaus hilfreich) an unsere Fersen geheftet. Mit einer Autorikscha in die Altstadt gekarrt, mussten wir lernen, dass zu Diwali nicht eben auf die Schnelle ein bezahlbares Zimmer aufzutreiben ist. Selbstlos hat unser Fahrer dann ein wirklich schickes Zimmer, leider nicht ganz billig, aufgetrieben. Vom “Maharadscha”-Zimmer (“best price for you”) hatten wir perfekte Aussicht auf das Geschehen am Ganges – der einzige Grund fuer einen Besuch von Varanasi (sage ich als nicht-Hindu).

Varanasi hat 227 Slums mit etwa 450.000 Einwohnern – das sind 38% der Einwohner; etwa 12.000 Strassenkinder arbeiten als Muellsammler (Quelle: Times of India vom 29. Oktober). Da die Leute nicht wirklich viel zu tun haben, werden in Touristen vorrangig laufende Geldbeutel gesehen, denen man mindestens eine Postkarte oder eine Bootsfahrt verkaufen muss. Und wenn nicht, kann man immer noch hinterher laufen und schauen, wo die so hingehen. Haetten die Einheimischen kein Opium (hier: Religion), waere das vermutlich noch drastischer. Man verzeihe mir den Zynismus, vielleicht haette ich noch eine Nacht drueber schlafen sollen.

Da Diwali in Nordindien auch das Neujahrsfest darstellt, war gestern (ebenso wie gerade eben) die Hoelle los. Reichlich Knaller und Raketen verhinderten entspanntes entschlummern, ermoeglichten aber immerhin einem Teil von uns zeitiges Aufstehen. Zeitig deshalb, um den Sonnenaufgang aus dem Bett liegend zu beobachten und dabei das Treiben an den Ghats (Treppen, die ans Ufer und ins Wasser fuehren) zu beobachten. Varanasi ist ein hinduistisches Pilgerzentrum. Ziel der Pilgerei sind ebenjene Ghats, an denen rituelle Waschungen und Kremationen stattfinden – direkt nebeneinander. Heute haben wir uns das Geschehen vom Wasser, d.h. von einem Boot, aus angesehen. Und dabei versucht, nicht reinzufallen. Der Ganges ist extrem verschmutzt, riecht aber wider Erwarten nicht uebel (da mancher Einheimische kleine wie grosse Geschaefte ungeniert im Vorbeigehen erledigen, ist das Thema “Geruch” in dieser Stadt nicht wegzudiskutieren).

Aus Budgetgruenden sind wir heute in die dritte Reihe umgezogen (in Angedenken an unsere israelischen Freunde vom Annapurnazirkel ins Hotel Haifa, angeblich mit einem spektakulaeren Restaurant – lecker, Hummus). Morgen versuchen wir mit dem Zug nach Agra zu gelangen. Versuchen deshalb, da wir die Wartelistenplaetze 4 und 5 gebucht haben. Wenn es klappt, nehmen wir den ersten Nachtzug in Indien – man darf gespannt sein.

Leave a Reply