Wir sind heute morgen mit minimaler Verspaetung (etwa 1,5h) in Agra angekommen. Vom Bahnhof Agra Fort sind wir dann vorbei am Mob Richtung Taj Mahal gelaufen. Unser Hotel hat eine nette Aussicht von der Dachterasse (Fotos folgen). Morgen frueh wollen wir um 6 Uhr am Osttor stehen und uns dieses feine Bauwerk anschauen (welches in Dubai nachgebaut werden soll). Von der Zugfahrt, unseren lieben Mitfahrern und dem Umgang mit der Warteliste andermal mehr.
Seit unserem letzen Eintrag sind wir von Pokhara (Nepal) nach Bhairawa (Nepal) gefahren (7h, mit dem Bus, relativ komfortabel), nach Sonauli (Grenzstadt Nepal/Indien) gelaufen (45min, zu Fuss, heiss), nach Gorakhpur (Indien) gefahren (2,5h, mit dem Bus, ******** unbequem) und nach einer Uebernachtung in einem Horrorzimmer am Bahnhof – angezogen auf dem Bett liegend – nach Varanasi (Nordindien/Gangesebene) weitergefahren (7h, Zug, sehr komfortabel, da 2. Klasse klimatisierter Schlafwagen). Schon am Bahnhof traf uns die Realitaet, obwohl wir uns geistig vorbereitet glaubten. Waehrend wir um die Kuh (der Bundesstaat Uttar Pradesh ist hinduistisch dominiert) in der Bahnhofshalle herumnavigierten, hatte sich bereits eine Horde touts (sowas wie Druecker, die einen gegen Provision in Geschaefte oder Hotels schleppen – manchmal durchaus hilfreich) an unsere Fersen geheftet. Mit einer Autorikscha in die Altstadt gekarrt, mussten wir lernen, dass zu Diwali nicht eben auf die Schnelle ein bezahlbares Zimmer aufzutreiben ist. Selbstlos hat unser Fahrer dann ein wirklich schickes Zimmer, leider nicht ganz billig, aufgetrieben. Vom “Maharadscha”-Zimmer (“best price for you”) hatten wir perfekte Aussicht auf das Geschehen am Ganges – der einzige Grund fuer einen Besuch von Varanasi (sage ich als nicht-Hindu).
Varanasi hat 227 Slums mit etwa 450.000 Einwohnern – das sind 38% der Einwohner; etwa 12.000 Strassenkinder arbeiten als Muellsammler (Quelle: Times of India vom 29. Oktober). Da die Leute nicht wirklich viel zu tun haben, werden in Touristen vorrangig laufende Geldbeutel gesehen, denen man mindestens eine Postkarte oder eine Bootsfahrt verkaufen muss. Und wenn nicht, kann man immer noch hinterher laufen und schauen, wo die so hingehen. Haetten die Einheimischen kein Opium (hier: Religion), waere das vermutlich noch drastischer. Man verzeihe mir den Zynismus, vielleicht haette ich noch eine Nacht drueber schlafen sollen.
Da Diwali in Nordindien auch das Neujahrsfest darstellt, war gestern (ebenso wie gerade eben) die Hoelle los. Reichlich Knaller und Raketen verhinderten entspanntes entschlummern, ermoeglichten aber immerhin einem Teil von uns zeitiges Aufstehen. Zeitig deshalb, um den Sonnenaufgang aus dem Bett liegend zu beobachten und dabei das Treiben an den Ghats (Treppen, die ans Ufer und ins Wasser fuehren) zu beobachten. Varanasi ist ein hinduistisches Pilgerzentrum. Ziel der Pilgerei sind ebenjene Ghats, an denen rituelle Waschungen und Kremationen stattfinden – direkt nebeneinander. Heute haben wir uns das Geschehen vom Wasser, d.h. von einem Boot, aus angesehen. Und dabei versucht, nicht reinzufallen. Der Ganges ist extrem verschmutzt, riecht aber wider Erwarten nicht uebel (da mancher Einheimische kleine wie grosse Geschaefte ungeniert im Vorbeigehen erledigen, ist das Thema “Geruch” in dieser Stadt nicht wegzudiskutieren).
Aus Budgetgruenden sind wir heute in die dritte Reihe umgezogen (in Angedenken an unsere israelischen Freunde vom Annapurnazirkel ins Hotel Haifa, angeblich mit einem spektakulaeren Restaurant – lecker, Hummus). Morgen versuchen wir mit dem Zug nach Agra zu gelangen. Versuchen deshalb, da wir die Wartelistenplaetze 4 und 5 gebucht haben. Wenn es klappt, nehmen wir den ersten Nachtzug in Indien – man darf gespannt sein.
Wie versprochen hier noch ein paar Details zur Rundwanderung. In Klammern befindet sich jeweils die erlaufene Zeit, die Hoehe des Zielortes ueber Normalnull und der Titel fuer den Soundtrack inkl. des jeweiligen Interpreten:
Und weil Listen so schoen sind habe ich hier einen Auszug aus einem Standardmenue mit durchschnittlicher Preisangabe in nepalesischen Rupien (1 EUR um 100 Rps):
Man sieht, es fehlt einem an nichts.
Wir gratulieren Matz und Chrischtel zur Geburt ihres Sohnes und hoffen, dass Mutter und Kind wohlauf sind. Willkommen, Erdenmensch!!!
Nach drei Wochen Trekking in der Annapurnaregion sind wir gestern mit dem westlichen Himalaya im Ruecken ueber das Gleitschirmfliegerparadies Sarangkot nach Pokhara gelaufen. Hinter uns und unserem Traeger Yakpu Sherpa liegen geschaetzte 200 – 230 Km Fussmarsch (wird noch validiert) durch fast alle Klimazonen (Ausnahme: Tropen), ueber einen der hoechsten Paesse der Welt (Thorong La, 5.416 m ueber Normalnull) und entlang des am tiefsten gelegenen Tals (Tal des Kali Gandaki – der Fluss verlaeuft zwischen zwei gut 40 Km entfernten 8.000ern).
Die Strecke ist extrem abwechslungsreich, sowohl was die Landschaft als auch die Leute anbelangt. Stiefelt man zunaechst durch feuchte Flusstaeler, wird die Vegetation mit zunehmender Hoehe spaerlicher. Nach der Eiswueste oberhalb von 4.800 m schaut man hinab ins trockene tibetische Hochland, abgeschirmt vom Monsun durch das Annapurnamassiv. Die Einwohner sind freundlich, profitieren doch viele von den Touristen und begruessen uns Fremde mit einem herzlichen “Namaste”, oft von einer Verbeugung bekraeftigt. Die Kinder sind suess, oft schmutzig und lassen ihrem Gruss nicht selten eine Forderung nach Suessigkeiten oder Stiften folgen. Beim herumalbern vergessen sie meist schnell, dass sie eigentlich betteln wollten.
Die Unterkuenfte auf den sogenannten Teehaus-Treks sind in der Regel zweistoeckige Haeuser mit etwa 8 – 12 Zimmern. Diese sind spartanisch eingerichtet und enthalten selten mehr als zwei Betten und einen Tisch. Die Betreiber eines solchen Gasthauses bekochen die Gaeste ueblicherweise auch, wobei das Menu auf der gesamten Strecke kaum variiert. Konsequenterweise hatte ich dann auch jeden Abend, 20 Tage lang, das Nationalgericht Daal Bhat (Reis mit Linsen und einem Gemuesecurry, meist aufgepeppt von einem Linsenfladen).
Den geographischen Hoehepunkt erklimmen in der Saison gut 250 Leute am Tag (Trekker, Traeger, Fuehrer), nichts aussergewoehnliches also – sieht man von der Sauerstoffknappheit ab, die bereits am Tag vor der Passquerung spuerbar wird (man uebernachtet auf 4.400 m). Was unseren Trek fuer mich besonders macht ist das Privileg, fuer zwei bis drei Sekunden einen jungen Schneeleoparden gesehen haben zu duerfen. Auf dem Abschnitt Chame – Pisang, nahe des kleinen Ortes Dukurpukri, immer noch frueh morgens, huschte die herrliche Bestie mit langem, pelzigen Schwanz ueber den Weg und verschwand im Dickicht unterhalb der Boeschung. Tierfotografen verbringen viel Zeit in Einsamkeit, um die als gefaehrdet klassifizierte Grosskatze vor das Objektiv zu bekommen – uns springt ein Exemplar vor die Fuesse. Es hat sich gelohnt, wie immer frueh aufzustehen (5:30 Uhr), wie gewohnt zeitig zu fruehstuecken (je nach Verfuegbarkeit zwischen 6:15 und 6:45 Uhr) und wie gehabt vor der Masse loszulaufen.
Die Masse, das waren in der Regel Gruppen von zwei bis fuenf Israelis, tagsueber auf dem Trek Zeter und Mordio in den Himalaya schreiend, abends im Gasthaus um den Preis fuers Essen feilschend. Viele Gasthaeuser nehmen das doppelte oder dreifache fuer ein Zimmer oder lehnen die “Gaeste” bei bekanntwerden ihrer Nationalitaet gleich ganz ab. Um sich auf 4.400 m Hoehe zu beschweren, das der Butterkringel nicht frisch ist, muss man schon reichlich abgewichst sein – anhand ihres Benehmens konnten wir vernehmen, wie sich eine ganze Nation um ihre Glaubwuerdigkeit bringt.
PS: Pro Tag sind wir zwischen drei und sieben Stunden gelaufen, die exakte Route mit unseren Laufzeiten werden wir inklusive des von uns erdachten Soundtracks hier noch veroeffentlichen.